Editorischer Kommentar
| 55 theilung der Gewächse in den Alpen und Pyrenäen strenger zu untersuchen. Was Saussure nur hie und da in Bemerkungen hinwerfen konnte, führte Ramond mit dem überlegnen Talente, wovon seine Werke das Gepräge tragen, aus. Zugleich Botaniker, Physiker und Geologe gab er in den Observations faites dans les Pyrénées, in seinem Voyage à la cime du Mont-Perdu und in seinem Mémoire sur la végétation alpine kostbare Aufschlüsse über die Geographie der Pflanzen von Europa zwischen 42°½ und 45° Br. Vervielfacht wurden diese Aufschlüsse durch Lavy, Kielmann und besonders durch Hrn. Decandolle in seiner Einleitung zur dritten Ausgabe der Flore française. Gelehrte und unerschrockne Reisende, Labillardière , Desfontaines und Du Petit-Thouars befragten die Natur, fast zu gleicher Zeit, in der Südsee, auf dem Rücken des Atlas und auf den afrikanischen Inseln. Allgemeine Fragen der Pflanzengeographie wurden von zwei ausgezeichneten deutschen Gelehrten behandelt. In einer akademischen Abhandlung (Historiae vegetabilium geographicae specimen) versuchte Herr Stromeyer den Plan der ganzen Wissenschaft durch bündige Aufzählung dessen, was ihm darunter begriffen werden zu müssen schien, zu zeichnen; während Herr Treviranus in seinen biologischen Untersuchungen auf eine sehr geistreiche Weise einige Vermuthungen über die klimatische Vertheilung nicht der Spezies, sondern der Genera und Familien entwickelte.
Dies waren alle in den Reiseberichten und Abhandlungen einiger französischen, deutschen und engländischen Naturforscher zerstreut liegenden Materialien, als H. von Humboldt mit Hülfe der wichtigen Arbeiten des H. Bonpland nach seiner Rückkunft in Europa den Essai sur la Géographie des plantes, fondée sur des mesures qui ont été exécutées depuis les 10° de latitude boréale jusqu’aux 10° de latitude australe herausgab. Es war das erste spezielle Werk zur Betrachtung der Vegetation in ihrem Verhältniß zur mittleren Temperatur der Stellen sammt Druck, Feuchtigkeit, Durchsichtigkeit und elektrischer Spannung der umgebenden Atmossphäre; zur Bestimmung dieses Verhältnisses nach unmittelbaren Messungen und zum Entwerfen des Gemäldes der Aequinoktialpflanzen von der Meeresfläche bis zu einer Höhe von 5000 Mètres. Um die karakteristischen Züge dieses Gemäldes mehr hervortreten zu lassen, übernahm es der Verfasser, die Erscheinungen in der Vegetation der Tropenländer mit denen in der kalten und gemäßigten Region zu vergleichen. Eine Arbeit dieser Art mußte sehr unvollständig bleiben; dennoch ist das Werk des H. von Humboldt, vielleicht durch die imposante Größe der Gegenstände und durch die Verkettung der Erscheinungen, welche es der Einbildungskraft vorlegt, mit ehrenvollem Beifall aufgenommen worden und hat dazu beigetragen, die Lust zum Studium der Pflanzengeographie anzuregen. In den letzten 15 Jahren haben Robert Brown, Leopold von Buch, Kristian Smith, Decandolle, Wahlenberg, Ramond, Willdenow , Schouw, Hornemann, Delile, Kasthofer, Link, Lichtenstein, Schrader, Giesecke, Chamisso, Winch, Bossi, Lambert, Wallich, Govan, Walker Arnott,
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