Editorischer Kommentar
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| 58 den in Europa und
Amerika herausgegebenen Abhandlungen zerstreut
liegt,
es wird auch durch inedirte Materialien bereichert werden, welche
der
Verfasser der Freundschaft mehrer Botaniker und Reisenden, die das
Ge-
biet unsrer Kenntnisse vergrößert haben, verdankt.
Die Geographie der Pflanzen ist eine gemengte Wissenschaft, die auf
keiner festen Grundlage
stehen kann, wenn sie nicht zugleich von der be-
schreibenden Botanik, der Meteorologie und der eigentlichen
Geographie
Hülfe entlehnt. Wie will man die interessante Aufgabe, welche
kryptoga-
mische Pflanzen, welche
Gramineen, welche Dikotyledoneen in der alten und
neuen Welt, unter der
südl. und nördl. gemäßigten Zone völlig identisch
sind, auflösen, ohne in
den Herbarien die benachbarten Spezies nachzuse-
hen, ohne die genauste Kenntniß vom Bau und den wesentlichen
Karakte-
ren der Spezies zu besitzen?
Wie will man über den Einfluß, den von
außen die Natur und Erhebung des
Bodens, die Atmossphäre, ihre Tem-
peratur,
ihr Druck, ihre Feuchtigkeit, Elektrizität, das Verlöschen der Licht-
stralen [sic], die durch die oberen Luftlagen streichen, auf die Pflanzenwelt äu-
[ß]ert, ohne den
gegenwärtigen Zustand der Meteorologie und der Physik
überhaupt zu kennen?
Wie die Naturgesetze erkennen, nach welchen die
Gewächsgruppen über
Festlande und im Meeresschooße unter verschiedener
Breite und in
verschiedener Höhe verbreitet sind, ohne mit Instrumenten
zum Messen der
Alpenstationen, der Hitzabnahme auf den Bergabhängen
und in den Wasserlagen
des Ozeans, der Einbeugung der Linien gleicher
Wärme und der ungleichen
Temperaturvertheilung in den verschiedenen
Jahreszeiten auf der Küste und
im innern Festlande, versehen zu sein?
Hat die Geographie der Pflanzen bis
jetzt nicht die schnellen Fortschritte
gemacht, welche man nach einer
solchen Menge wissenschaftlicher Reisen
hätte erwarten sollen, so liegt der
Grund einerseits darin, daß den Bota-
nikern
oft die Mittel zur Untersuchung der Höhe und Atmossphäre fehlen,
andrerseits die Physiker entweder nicht die zur Bestimmung der Spezies
unentbehrlichen botanischen Kenntnisse besitzen oder an den Punkten, deren
absolute Höhe sie durch gute hypsometrische Methoden bestimmt haben,
Herbarien anzulegen vernachlässigen.
Hr. von Humboldt, der 5 Jahre lang bald allein, bald vereint
mit
Hr. Bonpland in den
Aequinoktialregionen Pflanzen gesammelt hat, wur-
de, seit seiner Rückkunft in Europa, durch andre Beschäftigung vom Stu-
dium der beschreibenden Botanik abgehalten. Da sein
beständiger Wunsch
ist, in seinem Werke die Unvollkommenheiten so viel als
möglich zu he-
ben, so hat er sich mit Hr.
Kunth verbunden,
welcher durch seine Ta-
lente und durch die
Wichtigkeit seiner zahlreichen Arbeiten eine der ersten
Stellen unter den
Botanikern unserer Zeit einnimmt. Der Text des Wer-
kes wird von Hrn. von
Humboldt sein; die von Hrn. Kunth hinzugefüg-
ten
Abhandlungen oder erklärenden Noten werden mit dem Namen dieses
Gelehrten
unterzeichnet sein. Die Géographie des plantes, rédigée
d’après
la comparaison des phénomènes que présente la végétation dans
les
deux continens wird einen Folioband von ungefähr 100 Blatt
ausmachen.
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