Editorischer Kommentar
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Vorgetragen in der Sitzung des Königlich Preußischen Gartenbauvereins am 27. December 1846.
Anmerkung des Empfängers
(am oberen Rand)
Kunth I
Obgleich der hiesige botanische Garten
seit langer Zeit und zwar mit Recht für den wichtigsten gilt, das
heißt für denjenigen, welcher gleichzeitig die
größte Zahl lebender Pflanzen aufzuweisen
hat, so gründet sich diese Behauptung mehr auf eine ungefähre Abschätzung,
und veranlaßte manche übertriebene Angabe. Erst nach Anfertigung eines Karl David
Bouché, seit 1843 Inspektor des Botanischen Gartens,
hatte diesen Generalkatalog 1846 unter Anleitung Kunths
zusammengestellt. Vgl. Wittmack
1882, 170.
[Schließen]systematischen Katalogs konnte eine wirkliche Zählung vorgenommen werden, wonach sich jene Zahl auf 14061. beläuft. Bei einer
genaueren Bearbeitung des Katalogs dürfte sich jedoch ergeben, daß
einerseits vorhandene Pflanzen ausgelassen
worden sind, oder während der Anfertigung
hinzugekommene darin noch fehlen, anderseits Arten doppelt aufgeführt oder
seitdem wieder eingegangen sind. Da aber
nothwendig hierbei eine ungefähre
Ausgleichung statt findet, so dürfte dies in der angegebenen Zahl keine
bedeutende Aenderung hervorbringen, sich
diese vielmehr auf circa 14.000 annehmen
lassen. Nebenrechnung des Empfängers
(am unteren Rand)
3500 | 7000
- 2000 =
5000
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Hierunter befinden sich: 375 Farne, 458 Gräser, 140 Cyperaceen, 459 Orchideen, 55 Palmen, 132 Coniferen, 428 Labiaten, 1574 Compositen, 369 Umbellaten, 403 Cruciferen, 460 Caryophylleen, 1142 Leguminosen und so weiter.
Rechnet man zu obigen 14000 hier vorhandenen Arten noch die zahlreichen Arten anderer Gärten, welche der unsrige noch nicht besitzt, so lässt sich ohne Uebertreibung die Zahl sämmtlicher in den botanischen Gärten cultivirter Phänerogamen auf 20.000 schätzen. Die Farrn bringen hierin keine namhafte Aenderung hervor.
Da nun kaum anzunehmen ist, daß wir den 8ten oder 9ten Theil aller bis jetzt bekannten Phänerogamen kultiviren, so würde hiernach jene die ungefähre Zahl von 150.000 Arten erreichen. Nebenrechnung des Empfängers (am rechten Rand) 458 + 140 = 598
Nebenrechnung des Empfängers
(am rechten Rand)
140.60 - 375 =
Diese Berechnung arbeitete Humboldt in die
Druckfassung des vorliegenden Manuskripts ein: [Die Zählung
im Berliner Botanischen Garten] ergab etwas über 14060 Arten;
und wenn man von diesen 375 cultivirte Farren abzieht, so
bleiben 13685 Phanerogamen
[...].
(Humboldt 1849, II,
141).
[Schließen]13685
Diese Abschätzung dürfte nicht übertrieben | 2rerscheinen, wenn man erwägt, daß wir von vielen der größten Familien zum Beispiel den Guttiferen, Malpighiaceen, Melastomeen, Myrtaceen, Rubiaceen, kaum den 100ten Theil, von den Gräsern blos den 10ten Theil, und so weiter cultiviren. Eine ungefähre Abschätzung der in Decandolle und Walpers aufgeführten Compositen ergiebt circa 10.000 Arten, wovon wir etwas mehr als 1500, also etwa den 7ten Theil in unsern Gärten aufzuweisen haben.
Um jedem Mißverständnisse vorzubeugen, wiederhole ich nochmals, daß, wenn ich den hiesigen Garten für den wichtigsten erkläre, es sich hier blos um die Zahl der gleichzeitig vorhandenen Pflanzen handelt, und daß keinesweges gesagt sein soll, daß nicht andere botanische Gärten in Deutschland, Belgien,Holland, Frankreich und England oft schönere und seltnere Exemplare besitzen als wir, nicht eine Menge von Pflanzen aufzuweisen haben, welche uns noch fehlen, nicht in Hinsicht der Treibhäuser prächtiger ausgestattet sind, als der unsrige, aber ich wiederhole | 2vnochmals, keiner dürfte ihn an Reichthum der Arten nur einigermaßen gleichkommen.
Wie sehr man darauf bedacht ist, ihn fortwährend zu bereichern, beweist, daß seit 3 Jahren die Zahl der neu acquirirten Pflanzen, worunter sich freilich auch ein großer Theil dem Garten im Laufe der Zeit verlohren gegangene befinden, sich auf nahe an 3000 beläuft.
Diese einfache Thatsache ehrt mehr als alle Lobsprüche die umsichtige Thätigkeit unseres jetzigen eben so talentvollen als bescheidenen Inspectors.
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