Editorischer Kommentar

Dieses Dokument, durch die Fußzeile auf Blatt 1 („Aus der Isis 1821 besonders abgedruckt“.) als Separatdruck von Schouw 1821 ausgewiesen, nennt Karl Sigismund Kunths Ideensammlung zur Neuausgabe der Geographie der Pflanzen unter der „No. 22 Italien Show“ (Sigle T). Das letzte Blatt fehlt im vorliegenden Sonderdruck. 1823 veröffentlichte der dänische Botaniker die deutsche Übersetzung seiner „Grundzüge einer allgemeinen Pflanzengeographie“ (Schouw 1823), die Kunth beim Verfassen seiner Ideensammlung wichtige Impulse lieferte (vgl. insbesondere Blatt 1r). Eine pflanzengeographische Übersicht von Italien und Sizilien erschien 1839 unter dem Titel „Tableau du climat et de la végétation de l'Italie“ (Schouw 1839).

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| 1v[Beginn Spaltensatz]denke, — und daß folglich verschiedenes, was in eine Flora hingehört, von diesem Verzeichnisse ausgeschlossen, und manches dagegen darin vorkommen wird, welches in Floren gewöhnlich nicht zu finden ist. Also:

a. Wird man nicht die Vollständigkeit einer Flora verlangen können. — Da bey den geographischen Verhältnissen die Gewißheit, daß die Pflanzen wirklich vorkommen, wichtiger ist als die Vollständigkeit, d. h., daß alle Pflanzen angeführt sind, da sogar in vielen Fällen das Weglassen einiger seltener Arten, wenn von der Vegetation im Allgemeinen die Rede ist, geringen Einfluß hat, — nehme ich nur solche Pflanzen auf, die ich entweder in Italien und Sicilien selbst gefunden, oder von andern als dort gesammelt bekommen habe, oder endlich in Herbarien mit Angabe des Standortes gesehen habe. — Auf die bloße Autorität Anderer wird keine Pflanze aufgenommen. — Doch mache ich von dieser Regel in höchst einzelnen Fällen Ausnahme, wenn nehmlich eine hinlänglich bekannte, mit keiner andern leicht zu verwechslende Pflanze von vielen italienischen Verfassern als einheimisch angegeben ist. — Es werden ferner diejenigen Pflanzen, die ich von andern erhalten habe, mit (*), die, welche ich nur in Herbarien gesehen habe, mit (**) bezeichnet, um sie von denjenigen, die ich selbst gesammelt, zu unterscheiden. Bey Bestimmung der geographischen Verbreitung einer als einheimisch anerkannten Pflanze, wird gleichfalls fremde Autorität nur mit der äußersten Vorsicht benutzt, dann nur, wenn ich die Pflanze in der Nähe oder wenigstens unter ähnlichen Umständen selbst angetroffen habe. Obwohl eine absolute Vollständigkeit, wie schon bemerkt, nicht als durchaus nothwendig anzusehen ist, will ich doch am Schlusse jeder Gattung, die Arten noch hinzufügen, welche mir entweder völlig oder doch als italienische unbekannt sind, wodurch ich vielleicht dem künftigen Bearbeiter einer italienischen Flora die Arbeit etwas erleichtern dürfte. —

b. Dem Zwecke des Werkes zufolge, werden Beschreibungen und ausführliche Adumbrationen nicht vorkommen. Für diesen Zweck scheint es hinlänglich den ersten Verfasser, der die Pflanze beschrieben hat, anzuführen, eine von mir selbst nach der Pflanze ausgearbeitete (nicht von andern Werken entlehnte) Phrase zu geben und eine gute Abbildung zu citiren, — da man auf diese Weise im Stande seyn wird zu beurtheilen, welche Pflanze ich vor mir gehabt habe. Hie und da werden die nothwendigsten Bemerkungen hinzugefügt. Nur die neuen Pflanzen (deren jedoch das Werk wenige enthält) werden durch Beschreibungen erläutert. —

c. Die Synonymie wird hier anders als in einer Flora behandelt werden. In einer Flora würde eine genaue Prüfung der von den alten italienischen Botanikern angeführten Pflanzen, so wie Angabe derjenigen Synonyme, welche zur genaueren Kenntniß der Pflanze, deren Eigenschaften, Nutzen ec. dienen, nothwendig seyn. Allein in einem Werke, wie das meine, werden dagegen solche Synonyme ihren Platz haben, die über die geographischen Verhältnisse der Pflanzen Aufschluß ge[Neu Spalte]ben. Synonyme, die in dieser Rücksicht ohne Nutzen sind, werden in meinem Werke überflüssig, während solche, die in einer Flora vielleicht als überflüssig anzusehen wären, für meinen Zweck wichtig seyn können. — Die Synonyme sind übrigens theils italienische, welche die geographischen Verhältnisse in Italien erläutern, theils exotische, wodurch die Verbreitung der italienischen Pflanzen außerhalb Italien dargestellt wird. —

d. Die Angabe der örtlichen Verhältnisse werden hier vollständiger seyn, als man sie in den Floren gewöhnlich findet. — Die Verbreitung der Pflanzen in Hinsicht der geographischen Breite und Länge sowohl in als außerhalb Italien, die Verbreitung in Hinsicht der Höhe über dem Meere, so wie auch das Vorkommen der Pflanzen, werden angegeben. — Hingegen sehe ich es in den meisten Fällen als überflüssig an, die loca specialia anzuführen, welche freylich in einer Flora nicht fehlen dürften. Das Zeichen (††) bedeutet, daß ich die Pflanze in dem angegebenen Theile Italiens selbst gefunden habe, das Zeichen (†), daß ich ein daselbst von einem anderen gefundenes Exemplar besitze. Am Schlusse jeder Gattung und Familie wird eine Uebersicht der geographischen Verhältnisse derselben beygefügt. Die am Schlusse dieses Planes angeführte Probe des zweyten Theils, worin die Gattung Campanula behandelt ist, wird die Sache deutlicher machen. —

e. In einer Flora würde man vielleicht lieber ein künstliches oder heuristisches System wählen; in einem Werke aber von der Natur, wie das gegenwärtige, kann nur ein natürliches oder synoptisches zweckmäßig seyn. Die Pflanzen werden daher nach dem System des Herrn Jussieu nebst den späteren Veränderungen, insofern sie Beyfall verdienen, aufgestellt werden. —

Die große Alpenkette von Nizza bis Istrien, und das mittelländische Meer mit seinen Buchten bilden, ohne Rücksicht auf politische Eintheilungen, die Gränzen der Länder, deren pflanzengeographische Verhältnisse ich behandeln werde. —

Der dritte Theil.

1) Uebersicht der physischen Geographie Italiens. Folglich die Lage, Gränzen, Gebirge, deren Form und Richtung, Flüsse, Seen u. s. w. Die Resultate der climatischen Verhältnisse des ganzen Landes. —

2) Vergleichung der verschiedenen Theile dieses Landes in pflanzengeographischer Rücksicht. — Folgende werden die wichtigsten Vergleichungen seyn:

a. Zwischen den verschiedenen Theilen rücksichtlich der geographischen Breite; also zwischen dem nördlichen und südlichen Italien, zwischen diesem und Sicilien u. s. w.

b. Zwischen den verschiedenen Regionen. Die Gebirgsregionen werden — jede Hauptgebirgskette für sich genommen — sowohl nach den wildwachsenden als nach den angebauten Pflanzen bestimmt. Dann werden die Regionen der verschiedenen Gebirge verglichen.

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Zitierhinweis

Schouw, Joakim Frederik: T – F. J. Schouw: Plan einer pflanzengeographischen Uebersicht von Italien und Sicilien , hg. v. Ulrich Päßler. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 3 vom 14.09.2018. URL: https://edition-humboldt.de/v3/H0014707. Folio: https://edition-humboldt.de/v3/H0014707/1v


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