Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Archiv)

Edition

Alexander von Humboldt

Fragmente des Sibirischen Reise-Journals 1829

Der Fragmente-Oktavband enthält die von Humboldt während der Russland-Reise niedergeschriebenen Notizen. Ähnlich wie im Fall der Amerikanischen Reisetagebücher entspricht auch hier die heutige Lederbindung nicht ihrer ursprünglichen Form. Während der Reise schrieb Humboldt nacheinander in zwei Oktavhefte, die erst später zu einem Band zusammengeführt wurden. Später wurde von unbekannter Hand eine durchgehende Foliierung mit Bleistift hinzugefügt (vgl. Honigmann 2014, 72).

Die Fragmente beschreiben nur zum Teil den Reiseverlauf im Sinne eines Tagebuchs. Häufig dienen die Hefte der Niederschrift ortsbezogener Messdaten und zugehöriger Berechnungen. Zahlreiche Exzerpte ergänzen die eigenen Notate durch Vergleichsdaten Dritter – u.a. von Friedrich Wilhelm Bessel, Georg Adolf Erman, Christopher Hansteen und Adolf Theodor Kupffer. Andere Aufzeichnungen betreffen Wirtschaftsdaten, Bevölkerungsstatistik, geologische und Landschaftsbeschreibungen, Mineralvorkommen, Wetterangaben, Reiseeindrücke oder Bemerkungen zu sprachlichen Eigenheiten. Für die biographische Forschung sind die über beide Hefte verteilten Listen von Personennamen besonders wichtig.

Humboldt hat die Fragmente nachweisbar bei der Abfassung seiner späteren Veröffentlichungen herangezogen, insbesondere der Asie centrale.

Herausgegeben von Tobias Kraft und Florian Schnee (Bearbeitungszeitraum: 2017–2023)

Zum edierten Text

Forschung

Tobias Kraft und Florian Schnee

Erstmal(s) die Fragmente. Ein Kommentar zur vorliegenden Beta-Edition (2020)

Die digitale Beta-Edition der bis heute kaum zugänglichen, weitgehend unerschlossenen Fragmente des Sibirischen Reise-Journals bietet erstmals tiefe Einblicke in die Quellen und Kontexte von Humboldts Expedition nach Zentralasien. Editionsphilologischen Standards genügt sie noch nicht durchgängig, da die Transkription und Kommentierung von Humboldts Aufzeichnungen der russisch-sibirischen Reise von 1829 mit besonderen Herausforderungen verbunden sind.

Forschung

Patrick Anthony

Der Blick vom Wachtberg. Die Vermessung eines Bergbau-Imperiums in den Borderlands Zentralasiens

[Text im Original auf Englisch]

Östlich des Uralgebirges dienten Bergwerke, Steinbrüche und Salinen dem kaiserlichen Russland als Stätten der Naturforschung und als Stützpunkte kolonialer Herrschaft. Humboldts Russisch-Sibirisches Tagebuch ist ein Zeugnis dieser Welt. Es beschreibt ein sibirisches Wissenschaftssystem, das sowohl von Leibeigenen als auch von Gelehrten betrieben wurde; eine Wissenschaft, deren großartige Bestandsaufnahme von orographischen und klimatologischen Messwerten in die Architektur eines Bergbau-Imperiums eingebettet war.

Forschung

Ferdinand Damaschun

Die wissenschaftliche Arbeitsteilung während der russischen Reise 1829

Geowissenschaftlich war Humboldts russisch-sibirische Forschungsreise eine der ertragreichsten Unternehmungen ihrer Zeit. Der Vergleich zwischen den Tagebüchern von Humboldt und Ehrenberg mit Roses Reisebericht zeigt eine fachbezogene Arbeitsteilung. 604 Mineral- und Gesteinsproben kamen in die Mineralogische Sammlung der Berliner Universität. Die Auswertung dieser Ergebnisse macht deutlich: Historische Sammlungsobjekte sind nicht nur von wissenschaftshistorischem Interesse, sondern tragen bis heute zur Klärung aktueller Forschungsfragen bei.