| 32r65

  Kommentar Carmen Götz
Zu Beginn seines zeitlich an ART I anschließenden Tagebuchs nennt Humboldt die Erträge des ersten Teils seiner Reise bis zum 18. November 1799, darunter auch geognostische Beobachtungen (vgl. ART III, Bl. 2r). Vgl. auch am Anfang seiner „Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika“ den Hinweis auf die beiden ersten Skizzen meiner Geologischen Schilderung des südlichen Amerika, die er vor der Orinoco-Reise von Caracas und Nueva-Valencia nach Madrid geschickt habe (Humboldt 1802, 310–311). — Die Position der in diesem Tagebuchabschnitt besonders zahlreichen, langen und verschachtelten Anmerkungen legte Humboldt durch Einweisungszeichen fest.

 [Schließen]
Geognosie von America.

Der nordwestliche Theil von Südamerika bildet einen Gebirgsstok, dessen höchste Kuppe (ein plateau wie in der alten Welt das von Thibet) Quito ist. Wenn man nordöstlich von Tacunga aus über Archidona, Mocoa und Varinas eine Linie bis an den Golf von Paria zieht, so bestimmt dieselbe ohngefähr den Abfall dieses Gebirgsstoks gegen die unermeßliche Ebene, in der der Oronoco sein Bette gefurcht hat. Da die nördliche Küste des Continents sich unter dem 11° der Breite von Osten gegen Westen hinzieht, so erstrekken sich natürlich in den westlicheren Provinzen Carthagena, Venezuela … die Gebirge tiefer südlich in das Innere, als in den östlicheren Provinzen Caraccas und Cumaná. Dieser Breite und Mächtigkeit scheint auch die Höhe der Gebirgsmasse proportional zu sein, da die Kette von Caraccas an gegen Cumaná und Paria hin immer niedriger wird. In diesen beiden lezteren Provinzen giebt es keine mit ewigem Schnee bedekte Berge. Ja wenn man von dem Hochgebirge von Santa Martha an, das (gleich dem Mexikanischen Pic von Orizawa) wie eine   Kommentar Carmen Götz
Warte; ein erhabener Ort mit freier Aussicht; vgl. Adelung IV, 1389f.

 [Schließen]
Warthe
weit im Meere gesehen wird, die Küste gegen Osten verfolgt, so sieht man die Bergkette allmälig bis an den Drachenschlund (Bocca del Drago) abfallen. Diese Kette, so niedrig und schmal sie aber auch in den Provinzen Neu Barcellona (oder Maracapa) und Neu Andalusien (Cumaná) ist, hat dennoch einen entscheidenden Einfluß auf die Erhaltung des Continents von Südamerika gehabt. Ohne diesen Damm von Muschel- und Corallenbergen (ein Damm, der sich von Cariaco aus südöstlich gegen das   Kommentar Ulrike Leitner und Humboldt 2000
Sierra Mey, von Caulín mehrfach erwähnt, scheint eine Erfindung (wie der See von Parime) gewesen zu sein. Tous les noms qui figurent dans la fable du Dorado se retrouvent parmi les affluens du Río Branco […] Orénoque […] On place près du lac Parime et des sources imaginaires de l’Orénoque la Sierra Mey (Mehi?) […] (Humboldt 1814–1825, II, 687). — Vgl. auch Humboldt 1814–1825, II, 579 und Caulín 1779, 67, 81, 86.

 [Schließen]
Gebirge Mei
, Tamuraque und Tripoupou oder gegen die Lagune von Parime hin ausdehnt) wäre bei der Bildung des Mexikanischen Meerbusens wahrscheinlich ein großer Theil von Südamerika mit verlorengegangen. Welche Ursach auch immer diese große Catastrophe veranlaßt (eine Wasserbedekkung von  Geographische Quadratmeile: Flächenmaß, 105.000 Geographische Quadratmeile entsprechen 5.781.615,00 km2105000 geographischen □ Meilen) sei es, daß der durch die Rotation der Erde veranlaßte Anmerkung des Autors (am rechten Rand) Die jezige hohe Gebirgskette in Provinz Nueva Barcellona und Neu Andalusien (Tumiriquiri, Cocollar …) Flözgebirge. Die jezt niedrigere   Kommentar Carmen Götz
Abraham Gottlob Werner, Lehrer Humboldts an der Bergakademie Freiberg, veröffentlichte eine einflussreiche Klassifikation von Gebirgsarten, deren erste Hauptgruppe die uranfänglichen Gebirgsarten sind; darunter zählte Werner unter anderem Granit, Gneis und Glimmerschiefer. Vgl. Werner 1787, 5 und 10. Humboldt bezieht sich noch in der fünften Kosmos-Vorlesung an der Berliner Singakademie auf diese Klassifikation; vgl. Humboldt/Kohlrausch 2019, 75.

 [Schließen]
uranfängliche
(Glimmerschieferkette ) ist nördlicher bei Punta Araya, Maniquarez wahrscheinlich auch Macanao im Meere. Der Golf von Venezuela, das Cabo de la Vela, der von Santa Martha ausgehende Gebirgsstok hat Meerstrohm bei Bildung des Mexikanischen Meerbusens gehindert, im Königreich Neu Granada das Land (wie in Caraccas und Neu Andalusien) bis 10° 40′ wegzunehmen. Wahrscheinlich ist Insel Curaçao, Margaritha, Granada Fortsezung der Gebirgskette des Cabo Vela.
Anmerkung des Autors (am unteren Rand) Der Golf de Cariaco ist laut indianischer Tradition nicht lange vor 1492 durch Erdbeben entstanden und sein Boden hat sich durch lezte Erdbeben verändert. Untiefen haben sich erhoben. Wahrscheinlich ist Laguna von Maraicaibo auch durch Erdbeben entstanden. Sie hat an  Geographische Quadratmeile: Flächenmaß, 180 Geographische Quadratmeile entsprechen 9.911,34 km2180 geographische Meilen und besteht (man glaubt, wegen Flüsse nicht auch unterirdische Quellen!), an Größe dem Lac Ontario gleich, ganz aus süßem Wasser. Man hat in Maracaybo kein anderes Trinkwasser.Anmerkung des Autors (am rechten Rand) In Maracaybo, in der Stadt selbst, hohle klappernde   Kommentar Ulrike Leitner
Mineral, auch Adler- oder Klapperstein genannt, dem früher magnetische Kräfte zugeschrieben wurden.

 [Schließen]
Aetiten
von braunem Eisenstein.

Die Erstellung der Datenbestände der edition humboldt digital ist ein fortlaufender Prozess. Umfang und Genauigkeit der Daten wachsen mit dem Voranschreiten des Vorhabens. Ergänzungen, Berichtigungen und Fehlermeldungen werden dankbar entgegengenommen. Bitte schreiben Sie an edition-humboldt@bbaw.de.

Zitierhinweis

Humboldt, Alexander von: Voyage d’Espagne aux Canaries et à Cumaná Obs. astron. de Juin à Oct. 1799 [= Tagebücher der Amerikanischen Reise I], hg. v. Carmen Götz und Ulrike Leitner unter Mitarbeit von Sandra Balck, Linda Kirsten, Ulrich Päßler, Eberhard Knobloch, Oliver Schwarz, Laurence Barbasetti und Regina Mikosch. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0016412. Folio: https://edition-humboldt.de/v9/H0016412/32r


Download

 Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen

Kanonische URLDieser Link führt stets auf die aktuelle Version.

Dokument: https://edition-humboldt.de/H0016412
Folio: https://edition-humboldt.de/H0016412/32r