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Kommentar Carmen Götz
Die hiermit beginnende
Schilderung des Aufenthalts in Santa
Cruz auf Teneriffa, die bis Bl. 19v reicht und auf Bl. 66r
fortgesetzt ist, wurde von Humboldt offensichtlich erst nach der
Abreise von der Insel, aufgrund der Fortsetzung des Berichts auf Bl.
66r womöglich erst nach der Exkursion auf die Halbinsel Araya (vgl. Bl. 62r–65r),
verfasst. Eine retrospektive Verschriftlichung des Erlebten zeigt
sich bereits früher; vgl. die Anm. zu Bl. 13v.
[Schließen]Sechs Tage lang hielten wir uns auf Teneriffa, in
Sainte Croix, der
Laguna, dem puerto
Orotava
und dem Pic von Teyde
auf — die genußreichsten Tage meines Lebens, helle Punkte … In
diesen Tagen habe ich so viel gesehen, empfunden und erfragt, daß ich jezt in der Furcht, vieles aus dem Gedächtniß zu verlieren, die
Materialien nur flüchtig und ungeordnet niederschreiben
will. Meine Einbildungskraft wird noch mehrere Jahre warm genug
bleiben, um einst ein nicht
unvollständiges Bild des Ganzen
daraus zusamenzusezen, um einst andern einen Theil der Freude
mitgenießen zu lassen, welchen jene große und dabei so sanfte und milde Natur gewährt. Seit
der Römer Zeiten,
und diese an
Napolitanischen
und Griechischen Boden gewöhnten Römer wußten was
Naturschönheiten sind! ist Teneriffa
seiner Annehmlichkeit wegen berühmt. Fast alle
unsere
Reisen um die Welt, nach dem Cap de bonne
espérance
…, reden davon. Aber in keiner
habe ich die Natur, die Form der Berge, den Pflanzenwuchs, das Charakteristische dieser
Insel geschildert gefunden. Ob ich in 6 Tagen hätte mehr sehen können,
mögen andere entscheiden. Vergleiche
das große historische Werk des Abbee Veira
über die
Kanarischen Inseln. Er hat,
nachdem er es geschrieben, Reisen in einen großen Theil von Europa
gemacht und soll seitdem mit seinem Werk sehr unzufrieden
sein. Er lebt jezt in seinem Vaterlande,
der Insel grand Canaria, und
Kommentar Ulrike Leitner und Humboldt 2000
Viera y Clavijo hatte 1810 ein
Manuskript abgeschlossen, das erst 1866 erschien. Vgl. die
verbesserte Ausgabe Viera y
Clavijo 1982.
[Schließen]arbeitet an einer naturhistorischen
Beschreibung der Inseln.
Morgens um 6 Uhr am 19ten Junius lagen wir in der Kommentar Carmen Götz
Geschützter Ankerplatz,
Reede/Rhede.
[Schließen]Rade von
Sainte Croix,
nur Rade kein Hafen,
und ein so hoher Wellenschlag darin, daß der Capitaine befahl, daß niemand nach Sonnenuntergang mehr in einem Boote an Bord kommen sollte. Die Punta de
Nagua schüzt indeß vor den Nordoststürmen und der Ankergrund ist tief und sicher obgleich sehr klippig. Meine Erwartung, ans Land zu
steigen, war sehr gespannt. Seit meiner frühesten Jugend war es einer
meiner Lieblingsträume,
diese Insel zu betreten. Kommentar Carmen Götz
Humboldt reiste von März bis Juli
1790 mit Georg Forster zum
Niederrhein und durch
Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich. Vgl. Alexander von
Humboldt: Reise. 1790. England. und Forster 1791–1794.
[Schließen]Meine Reisen mit Georg
Forster
hatten diesen Wunsch noch lebhafter gemacht. Was kann man mehr
zum Ruhm dieser Inseln sagen, als daß dieser Weltumsegler, dieser tief
fühlende Mensch, der die glüklichen
Eilande der
Südsee gesehen, mich oft versicherte, die wenigen Tage, die er in
Teneriffa zugebracht, Anmerkung des Autors
(am linken Rand)
ein Mißverständniß,
er war nie dort, er erzählte
mir
von
Madeira.blieben ihm eben so wichtige Momente seines Lebens, als seine ganze
Existenz in Tahiti. Als wir Kommentar Carmen Götz
Von Mainz bis Düsseldorf, 25. bis 28. März 1790. vgl. dazu den
Eintrag in der Alexander von
Humboldt-Chronologie zum 25. März 1790.
[Schließen]den Rhein
herabschiften, bat ich ihn oft Abends auf dem Verdek
Kommentar Carmen Götz
Der Text bricht an dieser Stelle
ab, weil die nachfolgenden beiden Blätter herausgerissen wurden.
Inhalt dürfte der hier schon beginnende Rückblick auf die
Erzählungen Forsters gewesen
sein. Die spätere, in der Randnotiz festgehaltene Einsicht, dass
Forster nicht von Teneriffa,
sondern von Madeira erzählt
hat, dürfte der Grund für die nachträgliche Entfernung der Seiten
gewesen sein.
[Schließen]sizend,
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