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| 9v16


cont. de p 91.

Inner Asien. Songarey

Außer den beiden Baty giebt es an
dieser Grenze noch Chines. Vorposten Tschingis-
tai
, Mimbulak (kirgis.) od. Chula (chines.)
u. Naryn  Versta: Längenmaß (Russland), 30 Versta entsprechen 32,00 km30 W vom Ruß. Malaya Narym.

Irtisch Wasser bei Baty (5 Août v. st. Ab 3h)
 Réaumur: Temperaturmaß, 13,5 Réaumur entsprechen 16,88 °C13° ½ R[.]

Nach Speranski Errichtung(?) schon in Kirgisen Steppe
2 divam eingerichtet[:]  Die junge Siedlungskolonie Qarqaraly beschreibt Ledebour im Bericht seiner Reise von 1826: Ihr Entstehen verdankt sie dem Enschlusse einiger Sultane der Kirgisen mittlerer Horde, welche […] sich vereinigten, und bei der russischen Regierung schriftlich mit der Bitte einkamen, sie dem großen russischen Reiche einzuverleiben, und in die Zahl der getreuen Unterthanen aufzunehmen. […] Ein Prikas, den die Kirgisen Divan nennen, bildet die Verwaltungs- und Gerichts-Instanz dieses Kreises. Dieser Prikas besteht aus einem Präsidenten, 2 russischen und 2 kirgisischen Beisitzern, einem Secretair, mehreren Schreibern und Dolmetschern. (Ledebour 1829-1830, II, 439-440). Betont Ledebour noch die Aussicht auf kulturelle Assimilation – bald wird hier europäische Thätigkeit und Wohlstand herrschen (ebda., 443) – fällt Humboldts Urteil weniger optimistisch aus: Koktschetow beim See Koktschetau stellt einen schwachen Civilisationsversuch mitten in der Steppe dar, der aber nicht glücklicher ausgefallen, als der zu Karkaraly, welches 110 M. südöstlich davon entfernt liegt. (Humboldt 1844, I, 434). Das komplexe Verhältnis aus Assimilation, Integration und militärischer Unterwerfung nicht-russischer Ethnien im Zuge der Expansionsgeschichte des russischen Reichs nach Zentralasien ist weiterhin Gegenstand der Forschung (vgl. etwa Morrison 2020, 174 sowie den Beitrag von Patrick Anthony im Forschungsdossier zu dieser Edition).

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1) Karkarali  Versta: Längenmaß (Russland), 300 Versta entsprechen 320,04 km300 W süd
v. Semipalatna auf(?) Weg nach Kokan. Ges
Weg  Unleserliche Stelle (1 Wort) [...] nach Kar. von Semijarsk 2) Coctschetof
 Versta: Längenmaß (Russland), 180 Versta entsprechen 192,02 km180 W. südl. v. Petropablowski[.]

 Gemeint ist wohl „Ansammlung“.

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Samlung
von J Jurten heißt  Zur Zeit der Reise scheint die Siedlungsform des Aul einen Übergang zwischen nomadischer und sesshafter Lebensweise zu bezeichnen. Rose führt aus: Das linke Ufer des Irtysch ist in dieser Gegend frei und steppenartig. Es wird von den nomadisirenden Kirgisen der grossen Horde bewohnt, die indessen auch auf dem rechten Ufer herumstreifen. Wir kamen bei mehreren ihrer Aule vorbei, wie man ihre zusammen herumziehenden Gemeinden nennt, und fanden in der Nähe derselben auch den Boden stellenweise bebaut. Meistentheils sahen wir Hirse (Holcus Sorgum) gezogen, die überall recht gut stand, weil die Kirgisen den Acker sehr geschickt zu bewässern verstehen, und ihn überall mit kleinen Gräben durchschneiden, durch welche das Wasser von den Bergen dem Acker zugeführt wird. Auch Weizen sollen die Kirgisen in der Steppe bauen. (Rose 1837/1842, I, 600).

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Aul
. Jezt in(?)
mittl. Horde über(?) 80 Sultane[,] mehr(?) [als] 10000
 Unleserliche Stelle (1 Wort) [...] 300 Kibitken à 5 Seelen. Alte
Chans Familie jezt bloß einer der Sultane.

Kirgisen der Großen Horde zum theil Rußisch
gegen See Balchasch hin. Kirgisen um
Saysansee wo sonst Kalmükken;  Rose beschreibt eindrücklich diese offenbar einvernehmliche Praxis am Grenzverlauf: In dem Posten des linken Ufers stehen Mongolen, in dem des rechten Ufers Chinesen, doch werden beide von chinesischen Offizieren befehligt. In der Mitte zwischen beiden Posten befindet sich auf einer Insel im Irtysch ein kleines Kosaken-Piket […]. Diess Piket ist dazu bestimmt, die Aufsicht über den Fischfang zu führen, der von den Kosaken der umliegenden Dörfer auf dem chinesischen Irtysch bis zum Saissan-See getrieben wird, die mässige Abgabe an Salz und Stören, die sie dafür dem chinesichen Posten zu entrichten haben, anzuordnen, und überhaupt auf die Erhaltung des guten Einverständnisses zwischen Russen und Chinesen zu sehen. (Rose 1837/1842, I, 601).

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Cosaken befischen
allein See, salzen und troknen Fisch ungehindert
von Chinesen.
Irtisch fließt zw. Narim und Baty
langsam(?) im soligen flachen thale p 91.

Die große schöne blaue Felswand[,] welche man
in SüdOst von Krasnoyar sieht[,] ist ganz auf Chines.
Gebiete, str.  am rechten Rand[(]NB die
Richtung der
Mauer selbst[)]
hor 4,4. wie eine Mauer  
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Bildbeschreibung Einfache Skizze des Felsvorsprungs; Tinte. [Schließen]
   
Granit mit
bösartigen(?)
Vorsprüngen[,] Ausbrüchen p 108 am
rechten Irtisch Ufer  am rechten Randund(?) jenseits Narym Fluß.  In seinem Reisebericht beschreibt Humboldt das Phänomen als Kette geschichteten Granits, deren Anblick seltsam überrascht. Es sind anfangs (besonders nahe der chinesischen Grenze an den Ufern des Narym) Mauern von im Allgemeinen horizontalen oder schwach gegen SW. geneigten Steinschichten; bald darauf zeigen die Granitmauern Spalten, durch welche andre, rechtwinklig dagegen gerichtete Ströme in die Ebene dringen. (Humboldt 1844, I, 194). Vgl. auch die ausführliche, sich mit den Angaben hier im Tagebuch deckende Beschreibung bei Rose 1837/1842, I, 599.

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Die Mauer heißt Narimski
Chrebet.

 Vgl. Humboldt 1844, I, 210 sowie Humboldt 1830, 9, Anm.

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Hinter ihr erheben sich 2 große Chines.
Berge der Sungarey
, ein Zwillingsberg
Sulutschoko (Kirg. Name) hor 8,2  am rechten Rand⎡gegen Mer Or
u. der imer mit Schnee bedekte
T Unleserliche Stelle [...]  innerhalb der ZeileTagtau hor 7,4  Gemeint ist wohl das Streichen „in der Richtung des großen Altai“ (Humboldt 1832, 22).

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nemlich Streichungs-
linie der 2 Berge v. Krasnoijar aus
[.]

Entdekkung(?) von Inner Asien zu erwarten durch
Schuber[t] in Tomsk od doppelt Kirgisen und Russen
zahlreiche Kalmükken   Kommentar Tobias Kraft

Gemeint sind hier wohl die Bezeichnungen „Dvoedancy“ (die Doppeltzahler, doppelt tributpflichtig) und „Dvujazyčnye“ (die Zweisprachigen), vgl. hierzu Köppen 1844, 78.

Weitere InformationInformationen ausblenden
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Dwoyedanzi od.
Dwujazaschnea
.

v p 12

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Zitierhinweis

Humboldt, Alexander von: Fragmente des Sibirischen Reise-Journals 1829 [= Tagebücher der Russisch-Sibirischen Reise I], hg. v. Tobias Kraft und Florian Schnee unter Mitarbeit von Ulrich Päßler. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0005449. Folio: https://edition-humboldt.de/v9/H0005449/9v


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