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| 16r29

  Kommentar Tobias Kraft

Während seines Aufenthalts in Jekaterinburg besuchte Humboldt zwischen dem 18. und 20. Juni 1829 mehrfach die Goldgrube und die Eisenhütte Beresowsk. An Georg von Cancrin schreibt er am 21. Juni: […] vor allem die Befahrung der Gruben von Beresow […] die Goldwäschen von Beresow, die Untersuchung des von Granitfelsen umgebenen hohen Sees Bolschoi Schartasch[,] der mit den umliegenden Morästen zu dem, aus Klüften eindringenden Wasser der Grube Blagowetschenski beiträgt[,] haben uns ernsthaft beschäftigt. Die Sorge um eine unsachgemäße Entwässerung der Gruben rührte direkt, wie Humboldt in seinem Brief an den russischen Finanzminister betont, an der Frage der Wirtschaftlichkeit der Goldseifen zur Erhaltung des Uralischen Wohlstandes. (Humboldt 2009a, 135–136).

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Beresow

du 6–9 Juin. Grube Blagowetschensky.

Chlorithschiefer mit Magnet Eisenst
schwierig im verzimmerten Wasserstol
len u in Strekken zu sehen.

Phyllade. hor 11,4 fallend 40° gegen S Or.
durchsezt von Beresit Armen[,]
oft parallele od astig[,] meist St 12
auch 2–3 fallend 80° gegen Or [,] also
Fallen mehr als Str. vom(?) Querge
stein verschieden. nur in Beresit
auf kleinen Quarzgängen hor 6 od
hor 8–9[,] welche nur in Preoba-
schinskoi
in Phyllade (dort eisen
haltiger Talkschiefer voll verwitterten(?)
Schwefel Kies Kristallen
) goldhaltig
sind. Stollen  Sažen: Längenmaß (Russland), 10 Sažen entsprechen 21,30 m10 Lr(?) über den ursprünglichen Text geschriebenSg tief, über Stol
len noch  Sažen: Längenmaß (Russland), 6 Sažen entsprechen 12,78 m6 Sag[,] also tiefste  Sažen: Längenmaß (Russland), 16 Sažen entsprechen 34,08 m16 Sag[.]
Meist fängt Goldgehalt erst in
der 2 ten Sag. unter Tage an[.]
Größter Reichthum an zwischen
 Lachter: Bergbauliches Längenmaß, 6 Lachter entsprechen etwa 12 m6 u  Lachter: Bergbauliches Längenmaß, 10 Lachter entsprechen etwa 20 m10 Lr Teufe[,] wo  Zolotnik: Gewichtsmaß (Russland), 4,5 Zolotnik entsprechen 19,20 g4 ½ solotn
in  Pud: Gewichtsmaß (Russland), 100 Pud entsprechen 1,64 t100 pud[.] Unter Stollen nim̅t
Reichthum ab[,] dort von  Sažen: Längenmaß (Russland), 10 Sažen entsprechen 21,30 m10 Sažen: Längenmaß (Russland), 16 Sažen entsprechen 34,08 m16 Sag
nur  Zolotnik: Gewichtsmaß (Russland), 3 Zolotnik entsprechen 12,80 g3 Zolotnik: Gewichtsmaß (Russland), 3,5 Zolotnik entsprechen 14,93 g3 ½ Sol. (zu Hermans
Zeiten brachte  Möglicherweise hat sich Humboldt hier in der Quelle verlesen. In seiner Übersicht der Jahre 1754–1786 gibt Benedikt Hermann die Menge des bei den Katarinburgschen Goldwerken vom Anfang ihrer Erhebung verwaschenen Erzes und des daraus gewonnenen Goldes mit einem Gesamtwert von 113 pud, 32 Pfund und 24 Solotnik an, also rund 1860 kg (Hermann 1789, II, 128, Tabelle 2). Das entspricht im Durchschnitt etwa 3,5 pud pro Jahr. Auch eine spätere Erhebung, die bis in das Jahr 1794 reicht, bestätigt diese Werte (Hermann 1797–1801, II, 115116). Ohne auf ihn zu verweisen, wiederholt Humboldt Hermanns historische Daten zur Goldgewinnung in der Beresowschen Grube in seinem eigenen Werk (Humboldt 1844, I, 311). Eventuell lagen ihm also andere, hier nicht genannte Quellen vor. Zu den Erträgen ab 1823 für das gesamte russische Reich vgl. Humboldt 1844, I, 354, Tafel 1, bzw. Tafel 2 sowie die von Mahlmann zusammengestellten Zahlen in Humboldt 1844, II, 336337. Keine dieser Aufstellungen belegt die von Humboldt hier getroffene Einschätzung über den Goldertrag der Grube.

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Beresow Grube
bis  Pud: Gewichtsmaß (Russland), 24 Pud entsprechen 393,12 kg24 pud
, jezt  Pud: Gewichtsmaß (Russland), 4 Pud entsprechen 65,52 kg4 Pud: Gewichtsmaß (Russland), 5 Pud entsprechen 81,90 kg5 pud [).] Anmerkung des Autors (am rechten Rand)  Gemeint ist wohl die Fläche des goldhaltigen Bodens beider Goldgruben. Rose nennt einen Flächenraum von 56 Quadratwersten […]. In eben so viel Bezirke, deren jeder eine Quadratwerst gross ist und einen besondern Namen führt, wird er auch eingetheilt. Ausserhalb dieses Districtes hat man jedoch noch an mehreren Stellen Gold erschürft und Gruben angelegt (Rose 1837/1842, I, 177). Dieser Wert passt sehr genau zu der von Humboldt angegebenen geographischen Quadratmeile (ca. 55 Quadratkilometer).

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beresitmassen von
Blagow. und Preob. fallen
an 64 W ( Geographische Quadratmeile: Flächenmaß, 1 Geographische Quadratmeile entsprechen 55,06 km21 M)

aus. beresitarme stehen
äußerste  Sažen: Längenmaß (Russland), 2.000 Sažen entsprechen 4,26 km2000 Sag von
einander ab, äußerste  Sažen: Längenmaß (Russland), 4.000 Sažen entsprechen 8,52 km4000 S
erlangt(?). Werden et-
was schmaler nach unten.

  Trotz Nähe der beiden Gruben Blagowetschensky und Preobatschinskoi gab es aufgrund der Höhenunterschiede keine Verbindung. Die Höhe von Preobatschinskoi erlaubte, den Stollen ohne Entwässerung zu betreiben. Die aufwändige Entwässerung des Wasserstollens von Blagowetschensky wurde später eingestellt, wie Rose schreibt: Die Wasser werden durch einen Stollen abgeführt, der auf der Blagoweschtschenskischen Grube nur die sehr geringe Teufe von 9 Lachtern einbringt. In grössern Teufen unter dem Stollen wird jetzt nicht gearbeitet. Vor der Entdeckung des Goldsandes hatte man die Grube bis zu einer Teufe von 6 Lachtern unter der Stollensohle gebracht, und das sehr reichlich zufliessende Wasser durch eine Dampfmaschine auf den Stollen gehoben; nach dieser Zeit hat man die Arbeiten in den tiefern Theilen der Grube eingestellt, und die Dampfmaschine abgetragen, da die Gewinnung des Goldes aus dem Goldsande viel leichter und einträglicher ist. (Rose 1837/1842, I, 219).

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Preobatschinskoi im NNW. von
Blagow. liegt  Sažen: Längenmaß (Russland), 15 Sažen entsprechen 31,95 m15 Sag höher. d über den ursprünglichen Text geschriebenGang
tro Durch Überschreibung unleserliche Stelle [...]  über den ursprünglichen Text geschriebenkken[,] daher? so kalt glaube
ich.
Tiefstes  Sažen: Längenmaß (Russland), 21 Sažen entsprechen 44,73 m21 S. sohlen(?) noch  Sažen: Längenmaß (Russland), 2,5 Sažen entsprechen 5,32 m2 ½ Sag
bis Teufe des Wasserstollens von
Blag [,] der hier nicht durchschlägig[.]
Anmerkung des Autors (am linken Rand) Gruben
wasser
 Réaumur: Temperaturmaß, 4 Réaumur entsprechen 5,00 °C[,] höch-
stens  Réaumur: Temperaturmaß, 4,7 Réaumur entsprechen 5,88 °C4°,7
Réaum
[,]
 es friert
nie im(?)
Winter 
  Kommentar Tobias Kraft

Zur Temperatur des Grubenwassers. Unterirdisches Eis vgl. die Angaben von Mahlmann (Humboldt 1844, II, 415) und Rose (Rose 1837/1842, I, 219220).

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in Blag [,]
dagegen
selbst
im Som
mer Eis
massen
in dem
ganz
troknen
Preob.
[,]
Luft
jezt
in Preob.
 Réaumur: Temperaturmaß, 2 Réaumur entsprechen 2,50 °CR[,]
wenn
draußen(?)
 Réaumur: Temperaturmaß, 13,2 Réaumur entsprechen 16,50 °C13°,2 R[.]

Crasnik (von rother
Farbe) Talkschiefer
mit rothem Ocher
und verwittertem[,]
fein eingesprengten
Schwefel Kiese mit
körnigen(?) festen
Massen (Knoten
2(?) Lr) von Feldsath [sic].
Listwinit, wie Geschiebe, wie abgeschnit
ten in schmierigem Crasnik. beresit
massen
hier fest, an(?)   Vom Schreiber ausgelassen (1 Wort)       [.]

In Blag. schneiden s alle ☉halt. Quarzgänge[,]
die oft alle im rechten Winkel Beresit
durchsezen[,] am Gange des Beresits
rein ab: in Preob
 am linken Rand⎡schneiden
Gänge
oft bloß
nicht ab,
sondern
sind auch
 Ein entsprechender Titel konnte bisher nicht identifiziert werden, Virlet d'Aoust 1844 ist wohl nicht gemeint. Zur Zusammensetzung der Quarzgänge schreibt Humboldt, fast im Wortlaut zu seiner Notiz hier im Tagebuch: Die fast beständige Gegenwart von Dolomit (Listwänit) und einem talkigen, von rothem Eisenoxid gefärbten Quarz (Krassik) charakterisieren diese goldhaltigen Granit- (oder Beresit-)Gänge. (Humboldt 1844, I, 304; allgemeiner auch Rose 1837/1842, I, 181214). Vgl. auch Bl. 82r.

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☉haltig
am(?) Crassit
u Lest-
winit
[,]
voyez
Mém. sur
les filons

en part.

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Zitierhinweis

Humboldt, Alexander von: Fragmente des Sibirischen Reise-Journals 1829 [= Tagebücher der Russisch-Sibirischen Reise I], hg. v. Tobias Kraft und Florian Schnee unter Mitarbeit von Ulrich Päßler. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0005449. Folio: https://edition-humboldt.de/v9/H0005449/16r


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