Einführung zum Briefwechsel

Carl Sigismund Kunth ist in der Humboldt-Forschung vor allem als Mitarbeiter am botanischen Teil des amerikanischen Reisewerks bekannt. Geboren 1788 in Leipzig, arbeitete Kunth ab 1806 zunächst an der Seehandlungsgesellschaft in Berlin. Da ihm zu einer akademischen Laufbahn die Mittel fehlten, bildete er sich autodidaktisch weiter. Unterstützung und Anleitung erhielt er zudem durch den Botaniker Karl Ludwig Willdenow, der ab 1810 in Paris im Auftrag Humboldts das Herbar der amerikanischen Reise und Bonplands „Journal botanique“ ordnete und für die Publikation vorbereitete.

Nach Willdenows Tod rief Humboldt 1813 dessen Schüler Kunth von Berlin nach Paris, wo dieser zunächst die Nova genera et species plantarum nach der Sammlung und den Aufzeichnungen Bonplands und Humboldts ausarbeitete. Auch die weiteren Bände zur Botanik – Mimoses et autres plantes légumineuses, Révision des Graminées und vor allem die Synopsis plantarum – gab Kunth weitgehend selbständig heraus.

Zurück in Berlin übernahm Kunth 1829 eine Professur für Botanik an der Berliner Universität, zugleich trat er das Amt des Vizedirektors des Botanischen Gartens an. Die nur sehr lückenhaft überlieferte Korrespondenz Humboldts mit Kunth stammt zum überwiegenden Teil aus diesen Berliner Jahren, wobei den 57 Briefen Humboldts lediglich drei Schreiben Kunths gegenüberstehen. Der darin dokumentierte Austausch ist durchaus typisch für Humboldts Briefwechsel mit Berliner Gelehrten während seines letzten Lebensdrittels: Humboldt bat um wissenschaftliche Auskünfte, die in seine Werke einflossen und unterstützte die Korrespondenzpartner im Gegenzug nach Kräften. Kunth lieferte umfangreiche botanische Informationen für den ersten Band des Kosmos und die dritte Auflage der Ansichten der Natur. Humboldt seinerseits setzte sich erfolgreich für Pflanzenankäufe des Botanischen Gartens ein oder vermittelte zwischen Kunth und Cotta in Verlagsangelegenheiten. Kunth verdankte Humboldts Einsatz zudem eine durch das Kultusministerium bezahlte Erholungsreise und die Aufnahme in die Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite.

Die Briefe der 1840er Jahre – auch an Kunths Frau Marie-Josèphe – bekunden Humboldts zunehmende Sorge um den Gefährten aus Pariser Tagen. Kunth litt unter chronischen rheumatischen Schmerzen, hinzu kam eine seit 1845 nachweisbare Gemütserkrankung. Am 22. März 1850 wählte er den Freitod.

Carl Sigismund Kunth (1788-1850)

deutscher Botaniker; in Paris und Berlin Mitarbeiter am botanischen Teil des amerikanischen Reisewerks Alexander von Humboldts [...] [Zum Registereintrag]

Zitierhinweis

Briefwechsel Alexander von Humboldt mit Carl Sigismund Kunth. Herausgegeben von Ulrich Päßler unter Mitarbeit von Klaus Gerlach und Ingo Schwarz. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin 2017–2021. URL: http://edition-humboldt.de/X0000006