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Mein theurer Rugendas! Es ist eine Freude
des
Lebens
wenn nach langer räumlicher Trennung man sich endlich einmal wieder durch
Beweise gegenseitigen Wohlwollens einem Manne nähern kann, dessen
schönes, lebensfrisches Talent einem desto werther geblieben ist, als es
durch Liebenswürdigkeit des Charakters erhöht ist. Sie haben mir
freundliche Zeilen durch einen gemeinschaftlichen geistreich schaffenden
Freund, Herrn von Kaulbach, zukommen lassen.
Empfangen Sie, theurer Rugendas,
innigen Dank dafür, den Dank eines urweltlichen Greises. Der Brief den
Sie die Freundschaft gehabt haben mir bei Ihrer endlichen Rückkehr zu schreiben, der Catalog Ihrer herrlichen Arbeiten ist nicht in meine Hände
gekommen,
aber mit einem so lieben, grossartig begabten Freunde, mit dem
Schöpfer physiognomischer Darstellung der Pflanzengestalten, ja der ganzen freien Natur hadert man nie, Sie
| 147v leben in Kreisen in denen man fühlt, was Sie auf eignen Wegen
der Anschauung und des glücklichen Wiedergebens der Kunst geleistet haben.
Beide sehnen wir uns nach der Tropenwelt, aber ich begreife, dass wenn man nun einmal an
das politisch jezt so unerfreuliche deutsche
Vaterland mit unerfüllter Hofnung gefesselt ist, das
deutsche südliche Bergland Ihnen mehr Ersaz durch Naturschönheit giebt als
unsere norddeutschen baltischen Einöden.
Heute, mein theurer Freund, empfehle ich Ihnen den talentvollen und
moralisch braven Architecten Hittorf,
Erbauer der Basilica von Saint-Vincent-de-Paul. Ich
denke Sie kennen ihn von Paris aus.
Sein Hittorff
1851.
[Schließen]Prachtwerk über die Anwendung
der Farbe in der Architectur bei den Griechen ist classisch. Meine Gesundheit hat sich durch Arbeit wundersam erhalten. Sie noch einmal hier umarmen
zu können, darf ein 82jähriger
Reisender nicht hoffen.
Sanssouci, den 20. October 1851.
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