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| 14vulsion dieses Theils des Erdstrichs nach den ihn umgebenden
Terrain emporgehoben. Ich habe Corallen auf den nahen Bergen
bis auf 800 Fuss Höhe gefunden, und noch näher am See findet
man ganze Lager fein gezweigter Corallenstöcke[.] Fossile Muscheln,
bestehend aus Genera und Species, die man noch immer im Meere
findet, sind sehr häufig; viele besitzen noch den Farbenglanz, und
ich würde die Zeit, wo die gewaltige Erhebung statt fand, ohne
weiteres der neuen tertiären Periode zuschreiben, hätte ich nicht einige
Muscheln mehrere Meilen östlich vom jetzigen Ufer des Sees ge-
funden, welche einer älteren Periode anzugehören scheinen.

Diese Muscheln sind von mir an den Professor Edward Forbes
zur Vergleichung und Bestimmung abgesandt worden. – Der See
selbst ist nach Schätzung etwa  Geographical mile: Längenmaß (Großbritannien), 45 Geographical mile entsprechen 84,84 km45 engl. geogr. Meilen lang und  Geographical mile: Längenmaß (Großbritannien), 3 Geographical mile entsprechen 5,66 km
3
 Geographical mile: Längenmaß (Großbritannien), 5 Geographical mile entsprechen 9,43 km5 Meilen breit; sein Wasser ist salzig, jedoch bei weitem nicht
so reich im Gehalt, als das Meerwasser.

Das Meer mag am nächsten Puncte etwa  Statute Mile: Längenmaß (Großbritannien), 25 Statute Mile entsprechen 40,23 km25 engl. Meilen vom
See entfernt sein. Das Wasser des Sees steigt und fällt mit Ebbe
und Fluth, jedoch nur einige Zoll. Allein ausser dieser periodischen
Bewegung gibt es noch eine zweite, viel merkwürdigere; nämlich
das Niveau des Sees steigt langsam für 1, 2 oder 3 Jahre ganz
unabhängig von der Menge des herabfallenden Regens, und, wenn
diese Steigung das Maximum erreicht hat, zu welcher Zeit alle An-
pflanzungen am Ufer des Sees unter Wasser stehen, fällt das Was-
ser wieder nach und nach in einer ähnlichen Periode, bis der See
den Stand seines Minimum erreicht hat. Zuweilen braucht das
Ansteigen zum Maximum 1, 2 bis 3 Jahre, zuweilen erreicht es
diess in einer weit kürzern Periode.

Ausser dieser Steigung besitzt Henriquillo noch eine andre
Merkwürdigkeit, nämlich eine partiale Anschwellung, welche sich
nicht über die ganze Oberfläche des Sees erstreckt, und sich jetzt
auf der nordwestlichen, zu einer andern Zeit vielleicht auf der süd-
östlichen Seite zeigt. Diese Nachrichten erhielt ich vom Vicar-Gene-
ral, dem Padre Elias, Coadjutor des Erzbischoffs, einem Manne von be-
deutenden Kenntnissen (Jesuit) welcher lange Zeit in der Nähe des
Sees gewohnt hat. Noch vieles andere wäre über den See zu be-
richten.

Nur noch einiges über die Bestimmung der Länge der Hauptstadt
Santo Domingo, wo der katholische Glaube die erste Cathedrale der
neuen Welt erbaute! Diese Bestimmung beruht auf chronometrischen
Distanzen zwischen Port Royal in Jamaica und dem Ankerplatz für
Kriegsschiffe in der Rhede von Santo Domingo. Sie ist auf 6 Chrono-
meter gestüzt, welche vorher in Port Royal regulirt waren. Der

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Zitierhinweis

Robert Hermann Schomburgk an Alexander von Humboldt. Santo Domingo, 5. Februar 1850, hg. v. Ulrich Päßler unter Mitarbeit von Anne Greenwood MacKinney und Christian Thomas. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0019598. Folio: https://edition-humboldt.de/v9/H0019598/14


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