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à Monsieur,
Monsier le Professeur Ehrenberg
membre de l’ Acadèmie de Berlin,
Correspondant de l’ Institute de France
et cetera
Universitätsgebäude
à
Berlin

| 1v

Paris Rue Colobier hôtel d’Angleterre Montags 19 Dezember 1831

Wenn alles nach meinen Wünschen gegangen ist, theurer Ehrenberg, so muss der officielle Brief Ihrer Ernennung als correspondirendes Mitglieds des Instituts schon seit einem Tage in Ihren Händen sein. Arago hat sich so freundlich dabei benommen dass er (troz seiner politischen Wärme) dem Oppositions Kampfe wegen Lyon heute in der Deputierten Kammer nicht beigewohnt und mir vor einer halben Stunde schon die heute erfolgte Ernennung samt dem Ernennungsbriefe gebracht hat. Da die Postcomptiore um 5 Uhr schliessen so habe ich jenen Brief nur schnell können auf die Post tragen lassen und habe darauf Verzicht thun müssen, Ihnen zugleich meinen Glückwunsch abstatten zu können. Empfangen Sie diesen jezt aus vollem Herzen.Note by the author (inserted at the left margin) Sie müssen an Monsieur le Prèsident de l’Academie des Sciences eine recht kurze Danksagung französisch oder lateinisch schreiben. Das erste ist gebräuchlicher aber nicht notwendig. Sie wissen, mein theurer Ehrenberg, wie ich Ihnen anhänglich und dankbarst ergeben bin. Es war gleich als Dutrochet vom Correspondenten wirkliches Mitglied wurde meine Verabredung beider Cuvier’s und mir, Ihnen die nun vacante Correspondenten Stelle der Zoologie zu verschaffen. Ihr Name und Ihre ArbeitenNote by the author (inserted at the left margin) Wollten Sie nicht, theurer Ehrenberg, durch baldige Buchhändlergelegenheit an die Bibliothek des Instituts Ihre   Ehrenberg 1828

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Symbolae
oder das ältere Werkchen   Ehrenberg 1818

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Observationes Mycologicae
? und das Convolut noch nicht erschienener Kupfer senden. Ein solches Convolut gerollt könnte selbst ein Courier bringen, denn ich glaube dass der König der politischen holländischen Conjuncturen wegen mich vor Winter nicht zurükkehren lässt. AlHumboldt
stehen hier so hoch, dass diese Ernennung leicht schien, aber (horrendum dictu!) der jezige Präsident des Instituts Duméril sezte sich in den Kopf seinen Neffen Lesson der die Welt umsegelt hat, ernennen zu lassen. Sie begreifen wie solche Unthat in einer Akademie von 70–80 Mitgliedern möglich ist, da der grosse Cuvier bekanntlich herz und wärmelos keinen Einfluss ausübt, leicht in Schlachten nachgiebt und da so viele Stimmgebenden keinen deutlichen Begriff von einem „Zoologue du Nord“ haben können. Dazu kam noch eine überaus alberne erste Praesentation von 22 Candidaten in zwei Cohorten als pour l’Anatomie et la Zoologie, in der ersten au premier rang Carus, in der zweiten au premier rang Monsieur Ehrenberg, au second Monsieur Lesson.. Diese Praesentation wurde umgestossen, die Section d’Anatomie et de Zoologie sei eine und dieselbe, die Section muss sich entscheiden, wer überhaupt der erste in Vorschlag sei, ob Sie oder Carus, ob man einen Anatomen oder Zoologen wolle.. Die Section mismuthig versammelte sich wieder und die Stimmenmehrheit der Section entschied que Messieurs Ehrenberg et Lesson seroient portés en première ligne, pour la même ligne.. So geschah der zweite Vorschlag in pleno, überall hörte man | 2rsagen, Monsieur Lesson est un bête, comment peut on placer Monsieur Ehrenberg et Monsieur Lesson sur une même ligne, aber der Dumérilsche Einfluss zu Gunsten des anwesenden Neffen ließ alles besorgen. Ergrimmt habe ich dann in den lezten Tagen alle meine Künste des alten Einflusses aufgeboten und es ist uns glänzend geglükt. Sie haben 37 Stimmen gezählt, Lesson 8–10 die anderen verloren. Note by the author (inserted at the left margin) N 37. Die zweite Liste war Zoologen Ehrenberg mit Lesson de la Acaja Gaymard. Ich habe eine Liste   Ehrenberg 1818

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Ihrer Arbeiten von den Pilzen
bis zu der grossen Entdekkung der Infusorien durch Geoffroy Saint Hilaire verlesen lassen, ich habe (da eine Weltumseglung noch auf Schwache wirkt) gezeigt daß Sie unter allen jezt lebenden Zoologen derjenige sind der die Thierwelt aller Classen von 14°-60° Breite in den grössten Landreisen erforscht hat der tiefe anatomische und zoologische Kenntnisse mit einem schönen künstlerischen Talente verbindet. Arago hat durch   Jameson 1826-1864

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Jameson’s Journal
gezeigt dass Ihre Entdekkung der Organisation der Infusorien zu den „Epoche machenden“ Entdekkungen gehört, er hat daran erinnert wie Sie als Physiker nüzlich gewesen sind... Frédéric Cuvier, Arago und Geoffroy sind uns am nüzlichsten gewesen. George Cuvier hat auch öffentlich mit gerechtem Lobe über Ihre Arbeiten gesprochen aber ich wiederhole, sein Einfluss ist seiner nätürlichen Kälte wegen, gering. Seit Sonnabend Abend bis gestern Sontag habe ich um alles zu sichern in den variirtesten Formen des Lobes über Sie, 34 Briefe, durch die kleine Post geschrieben und hören Sie wohl, Briefe wie gemahlt die man lesen konnte. So ist der Hergang der Sache gewesen, der ich darf es hoffen, Ihnen gewiss Freude macht. Die jezigen 10 Correspondants der Section der Zoologen sind: auswärtige Sir Everard Home, Huber (in Genf), Tiedemann, Rudolphi, Ehrenberg; die inländischen Provenzal (nicht meine Sünde, sondern Berthollet’s) Bory Saint Vincent , Desmarest, Quoy, Léon Dufour. Es entscheidet leider! kein Gesez, wie viel einheimische Correspondants eine Section haben soll, da nun nie ein einheimischer gewählt werden würde, wenn er allen grossen Zoologen im übrigen Europa die Wage halten sollte, so entsteht daraus ein Uebel wie das vorliegende, dass ein Mann wie Sie, mit Lesson au pair vorgeschlagen wird. Es heisst bloss ein Fremder und ein Einheimischer. | 2vSie werden die Weitschweifigkeit meines Briefes fast lächerlich finden, mein guter Ehrenberg, aber eine Wahl im Institute (und es ist eine gute Seite der Nation) sezt alles in Bewegung und in den lezten 12 Tagen waren Sie mein einziger und lieber Gedanke. Ich hoffe dass meine asiatischen Fragmente in Ihren und unseres lieben Rose Händen sind. Die schwierige Versendung durch Couriere die nur bis Saarbrük gehen ist Schuld an der Verspätung gewesen. Grüssen Sie Gustav Rose herzlich und versichern Sie ihm dass ich wenn die Gelegenheit sich darbietet, eben so lebendig an Seiner Wahl und der seines treflichen Bruders arbeiten werde. Denken Sie dass ich seine geistreiche Arbeit über den Uralit und Augit erst heute empfangen habe. Nur der Brief mit den Mineralen kam mir über England vor 3 Wochen zu.

Herzliche Grüsse an unsere Freunde! Meine innige Verehrung Ihrer Gattin die mich gewiss als einen Ihrer wärmsten Freunde, einst wohlwollend aufnehmen wird. Verzeihen Sie und unser Rose es meiner äusseren Lage, Versprechungen die ich vor unserer Abreise nach Russland habe eingehen müssen, Früchte der gemeinschaftlichen Unter nehmung öffentlich bekannt zu machen, wenn ich eine unbescheidene dringende Bitte hinzufüge. Ich weiss durch eigene Correspondenz und durch die der hiesigen Russischen Gesandschaft dass man in Petersburg unzufrieden damit ist, dass über die Reise nichts erscheine. Bei der Freundlichkeit mit der wir fortdauernd von Cancrin und der russischen Regierung behandelt worden sind kann uns allen diese Stimmung nicht gleichgültig sein. Es liegt uns eine Verbindlichkeit ob die wir alle durch die Reise eingegangen sind und die nächtlich oft der Gegenstand unseres Gesprächs geworden ist. Verzögerung in litterarischen Unternehmungen lässt sich stets durch Ueberhäufung mit anderen Arbeiten, Wunsch etwas gründlicheres zu liefern Cholera ... entschuldigen aber (und das ist der wichtige Punkt) wir müssen der schon in Petersburg verbreiteten Sage „wir hätten nur Sammlungen haben wollen, es werde nichts Ganzes über die Früchte erscheinen“, entgegen arbeiten. Das ist die Veranlassung meines Fragmens d’Asie der Dedication und der Vorrede gewesen (die 3 Titel sind wörtliche Übersezungen von denen in denen wir gegenseitig überein gekommen waren.). Ich erwarte einen guten Effect von den Frag mens asiatiques die ich ihrer sonstigen Magerkeit wegen gern zurükgehalten hätte. Von dem grössten Theile meiner Manuscripte hier getrennt, war es mir unmöglich mehr zu liefern. Es würde mich sehr sehr betrüben wenn Sie und unser Gustav den ich von früher Jugend an so innigst liebe, und dessen Arbeiten so gediegen sind, in dieser Auseinandersezung meiner Lage einen Keim des Vorwurfs finden könnten. Wie könnte ich der ich mein Amerikanisches Werk so hingeschleppt mir einen Vorwurf gegen Sie beide erlauben!! Nein meine Bitte ist, Hilfe und diese Hilfe kann uns der gute Rose am freihesten und leichtesten gewähren. Alle Aufmerksamkeit von Cancrin ist auf   Herodot, Historiae IV, 7, 1

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τὸν χρυςὸν τὸν ἱρὸν
wie Herodot ja selbst das Skytische Uralsche Gold nennt gerichtet. Bitten Sie Rose daher recht inständigst bald seine goldenen Sprüche drukken zu lassen, je weitläufiger desto besser. Wie aber wenn er gar den Muth fasste jene Abhandlungen zuerst in seinem eigenen Werke: Reise nach dem nördlichen Asien; Mineralogischer, geognostischer und bergmännischer Theil von Gustav Rose, erscheinen zu lassen. Ein solches Werk könnte ja lieferungsweise zu 12 und 12 Bogen oder weniger erscheinen. Er könnte mit einzelnen Abhandlungen über das Gold Uralit, Silber anfangen, gleichsam den Grundlagen der nachfolgenden Beschreibung des Urals. Ein Titel, eine kleine Vorrede und die goldenen Sprüche .. geben gleich die erste Lieferung. Zum Schwimmen muss man sich ins Wasser stürzen. Nichts würde ja nachher Poggendorf hindern Auszüge aus diesen Abhandlungen zu liefern und wir kämen so auf einmal dem Zwekke näher. Ich wage es nicht meine Idee auf zu drängen. Ich werde mit allem zufrieden sein was Sie und unser Freund bestimmen. Aber eine grosse Freude würde es mir sein wenn statt des Einrükkens einzelner Abhandlungen in Zeitschriften Sie sich beide entschliessen könnten eigene Werke anzufangen.

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Suggested citation

Alexander von Humboldt an Christian Gottfried Ehrenberg. Paris, 19. Dezember 1831, ed. by Anne Wendt in collaboration with Eberhard Knobloch and Linda Kirsten. In: edition humboldt digital, ed. by Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 of 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0016757


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