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Ich habe heute erst Musse, mein theurer Freund und College, Ihre beiden liebevollen Briefe vom 24 und 27 September zu beantworten. Wie soll ich Ihnen genugsam danken für die reichliche Auskunft die Sie mir verschaft über alles was mir fehlte.

Ueber den Fluor der vorzüglich die Fischknochen charakterisirt könnte uns der vortrefliche Heinrich Rose wohl noch etwas schaffen, wenn er für die Jahre 1804 oder 1805 die Namen Morechini und Gay Lussac in den sehr genauen Namensregistern der   Morveau/Lavoisier 1789-1815

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Annales de Chimie
aufsuchen wollte. Gay Lussac hat die Arbeit über das Fluor der Fischknochen in Rom gemacht als er mich dahin begleitete und nachher in Berlin war. Auch wäre Poisson zu suchen.

Was die Kieselerde betrift so interessirt mich die Frage noch immer woher die gepanzerten Infusorien des Oceans und die Fusi sie nehmen. In   Forchhammer 1865

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Forchhammers Analysen des Meerwassers
kommt troz der Behauptung von   Bischof 1826

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Bischof
nichts davon vor. Dazu würde aber auch immer Gefahr sein dass die Chemiker in dem analysirten Seewasser unbewusst lebende Infusorien mit analysirt haben. An der Existenz der | 1vKieselerde im Meerwasser als urweltliche Beimischung wie des Fluors den die Corallen zeigen, zweifeln Sie und ich wohl nicht. Fragen Sie doch unseren Heinrich Rose wie er sich den Zustand der so schwer auflöslichen Kieselsäure im kalten Meerwasser denke, ob er Bischofs Behauptung in den etwas oberflächlichen   Bischof [1849]

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Geologischen Briefen
Theil I pagina 344 „dass Kieselsäure in allen Quellwassern enthalten sei“ für wahrscheinlich halte. Wie denke er sich den Zustand des Stoffes?

Ihr Manuscript   Ehrenberg 1848b

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Aufsaz über den Nuzen der chromatischen Polarisation
hat mich sehr sehr interessirt. Ich denke er solle Eindruk auf Arago machen der in einer wörtlichen Uebersezung von Faye, des Uebersezers meines   Humboldt 1845-1862

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Kosmos
, gewiss das fachliche errathen wird. Mögen ihn die nahe Praesidentenwahl und die erwartete Ankunft des Stoknarren durch seinen Namen die Armee bethörenden Louis Bonaparte nicht abziehen. Unsere politischen Zustände sind um so trostloser, als keine Regierung begreift, sie müsse ungezwungen und lebendig sich constitutionnell zeigen. Dies Zaudern, diese Halbheit rauben den Regierungen alle Macht der Anarchie zu steuren. Man will dies nicht einsehen, so oft und frei und laut ich es sage!!

Ich arbeite, bin auch nicht eigentlich krank, aber recht leidend von Husten und colossalem Schnupfen. Ich muss daher die Eisenbahn aus Vorsicht noch meiden und kann der Akademie nicht beiwohnen. Leider kann ich den Brief von Retzius nicht auffinden!! Ich habe 1 Stunde danach gesucht. Zürnen Sie mir nicht. | 2rIch habe einen sehr langen, leider sehr unleserlichen meist geognostischen Brief von dem liebenswürdigen Hooker aus Dorjeeling im Himalaya 25 Juli. Er war in Nepaul und Boothan und meldet es sei eben zum ersten Male ein Schneeberg an der thibetischen Grenze in Sikim westlich von Bootan gemessen, der Kinchinjinga heisst und nächst dem Dhawalagiri der höchste Berg der Welt sei. Der Kinchinjinga (fragen Sie Bopp nach der Etymologie!) hat 28178 englische Fuss das ist 26433 pariser Fuss. Bisher gab man dem Djawahir 24156 Pariser Fuss den nächsten Rang nach dem Dhawalagiri. Der leztere war wie ich im   Humboldt 1843

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3ten Bande der Asie centrale
gezeigt, nicht mit gehöriger Genauigkeit gemessen. Man schäzte ihn 26340 Pariser Fuss. Hooker meldet dass der Dhawalagiri jezt mit grosser Genauigkeit gemessen ist, er giebt leider! das Resultat nicht an, da der Berg aber höher als der neue Kinchinjinga gefunden worden ist, so muss der Dhawalagiri demnach die ältere Bestimmung von 26340 Pariser Fuss noch übertreffen.

[Was ich Ihnen aber allein als einem theilnehmenden Freunde, ins Ohr sage ist folgendes. „Ihre   Humboldt 1843

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Asie centrale
, die Karte die Sie begleitet, Ihre Bestimmung der Schneehöhen, Ihre Unterscheidung der 2 Ketten des Himalaya und des Kuenlun, Ihre Ansicht von der Bolorkette als Meridiankette werden hier von allen die das Innere von Asien kennen, besonders von Hodgson, dem | 2vältesten und tiefsten Kenner des tibetischen Hochlandes als das sicherste, vertrauenswürdigste gehalten, was über Asien erschienen ist, Ihre Karte wird allen bisherigen vorgezogen. In diesem kleinen Orte wo wir nur 30 Europaer sind, finden sich drei Exemplare von Sabines Uebersezung Ihres Zweiten Bandes des   Humboldt 1847

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Kosmos
. Ich erzähle Ihnen Thatsachen, ich schmeichle nicht.“] Von Doktor Junghuhn aus Java der bisher auf mich wüthete, weil er seine confusen Manuscriptsendungen an mich für verloren oder zu meinem eigenen Gebrauch untergeschlagen glaubte habe ich nun reuige Briefe, da ich ihm bei dem General Gouverneur (Rochussen) 3 jährigen Urlaub und alle Reisekosten verschaft habe. Möge dieser Junghuhn Ihnen Infusorien bringen.

Verzeihen Sie die Länge dieses Briefes. Mit alter Liebe und eigentlicher Verehrung Ihr AlHumboldt

Potsdam den 29 September 1848.

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Zitierhinweis

Alexander von Humboldt an Christian Gottfried Ehrenberg. Potsdam, 29. September 1848, hg. v. Anette Wendt unter Mitarbeit von Eberhard Knobloch und Linda Kirsten. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 6 vom 13.10.2020. URL: https://edition-humboldt.de/v6/H0016589


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