| 1r

Gestern endlich sind mir einige mikrologische Gegenstände von der Weltumseglung des Capitain Ross zugekommen. Es sind zahlreiche Päckchen von Erde in kleinem Format und 3 Gläschen mit Wasser aus der Pfannkuchen See (Pancake Sea) des Südpols unter 74–78° südlicher Breite. So wenig Glück ich mit der Sophien Moschee gehabt habe, von woher das rechte Material ausgeblieben, so glückliche Griffe hat der Herr Hooker gethan. Das südliche Polar-Meer ist überschweng | 1vlich reich an unsichtbar kleinen Thierformen mit Kieselschale, deren Absterben neue Lagen fester Masse bedingt und dem Leben im Meer die Frage nach dem Ursprunge ihrer Kiesel-Erde unerledigt läßt. Es ist sehr Schade daß ich keine näheren Urteile über die Art des Einsammelns mit erhalten habe. Aus den Etiketten geht hervor daß man während des Segelns Wasser schöpfte (where the Ships sailed through vast streams of brown Pancake Sea) aus farbigen braunen Seestreifen. Ob es durchgeseiht wurde oder nicht, ob es von der Oberfläche war oder ob man Schlamm vom Senkloth mit aufgenommen, ist unklar. Die Menge des Festen in den Gläsern ist so groß, daß es entweder Rückstände Aufgeklebte Notiz des Empfängers (am oberen Rand) | 2r Entdeckung der Kieselpanzerder Diatomeen 1834 von Professor Kützing (Die kieselschaligen Bacillarien oder Diatomeen 1844 pagina 7) entdekt Anmerkung des Empfängers () nach Eisengehalt gleichzeitig mit Diatomeen pagina 8 und zwar in den Interaneen. Ehrenberg glaubt(?) fälschlich zuerst an Gallionella ferruginea ♂. fossile zuerst von Fischer zu Pirkenhammer bei Carlsbad pagina 7 entdekt 1836 im Torfmoor bei FranzensbadDiatomeen viel in kalten Bädern vor Abaro(?) und Bataglia und zu Davos(?)Bewegung der freien KeimeDer Vavoteria(?) character durch Wimpern Augen(?), die Pflanze im Momente der Thierwerdung 1843 Kützing Bacill. pagina 27 (Ehrenberg Poggendorf Nummer 8 (1836) pagina 220 Bewegliche Diatomeen (Naviculae) geben in ☉ oxygen pagina 28 | 2v [...] | 3rgrößerer durchgeseihter Wassermassen gewesen seyn müssen oder daß man Grundschlamm aufgehoben hat. Alles ist organisch, viele von den 1842 gesammelten Formen haben heut 1844 noch erkennbare Eingeweide, waren mithin früher lebend, als sie gesammelt wurden. Wären sie aus großer Tiefe, so wäre dieß noch weit interessanter.

Ich habe in diesen 2 Tagen etwa 50 Species unterschieden, darunter sind etwa ⅔ weit verbreiteter Seethiere ⅓ eigenthümlich. Neue Genera sind 2 sehr hübsche dabey, eins mit 6 Arten (kieselschalig) Zeichnungen mit Untertiteln: Asterodiscus Asterodiscus flexuosus / Asterodiscus septenarius / Asterodiscus octonarius / Asterodiscus senarius Hemiaulus Hemiaulus antarcticus Daß das felsbauende Leben die Meere aller [...] durchdringt, ist somit | 3vaußer Zweyfel.

Herrn Hookers Sendung ist mir durch Darwin zugekommen den ich um etwas Erde von den Gallapagos Inseln gebeten hatte. Diese habe ich erhalten und dazu hatte Herr Hooker seine Erd-Proben gesellt, die aber nicht absichtlich eingesammelt sondern jetzt erst von den Pflanzenwurzeln entnommen zu seyn scheinen. Vielleicht hat mithin Capitän Ross noch andere Proben von Sand, Erde, Meeresgrund absichtlich einpacken lassen.

Herr Werne hat uns neulich (am Sonnabend vor 8 Tagen) eine recht interessante Schilderung seiner Reise in Mittel- Afrika im Königreich Bari und so weiter in der geographischen Gesellschaft mitgetheilt.

In herzlicher Verehrung verharrend Ihr dankbarster Ehrenberg

Montag, den 13 Mai 1844

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Zitierhinweis

Christian Gottfried Ehrenberg an Alexander von Humboldt. [Berlin], [13. Mai 1844] , hg. v. Anette Wendt unter Mitarbeit von Eberhard Knobloch und Linda Kirsten. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0016547


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