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von Schiek welches nicht zur Concurrenz bestimmt war anschaffte, sich dennoch durch sein klares Auge bey guter Einstellung oft Bewunderer und mein Rath, zu den laufenden Untersuchungen nicht zu complicirte und zu große Instrumente zu verwenden um Zeit und Kraft zu sparen wird wohl Früchte tragen. Ein großes Mikroskop von Smith in London ist freylich dennoch eine schöne Sache, kostet aber 100 £ Sterl(?)ing (700 rth). Auch der von mir mitgenommene Mikrometer von Nobert in Greifswald fand viel Anerkennung in England, wie ich es gehofft hatte. Die allzugroße Theilnahme der Mikroskopiker brachte mich in London um das glänzende Fest, welches die East India Company dem Prinzen Waldemar gab. Die Formen und Persönlichkeiten hätte ich freylich sehr gern kennen gelernt. Den Prinzen fand ich sehr wohl und ich erhielt in Cambridge die Erlaubniß desselben Ihm in London meine Aufwartung zu machen. Daß ich gleichzeitig mit Ihm während Seiner Doctor Promotion zugleich mit

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Harris Smith dem indischen Generalissimus Master of arts werden mußte wissen Sie schon. Ich war im Reisekleide und gar nicht entfernt vorbereitet der Königin von England so nahe zu kommen. Dergleichen Dinge können wohl nur in England so enthusiastisch formlos werden. Neben dem Throne vor der Königin zog einer seinen Talar aus und ich mußte ihn anziehen obschon ich erklärte ich sey schon Doctor.

Durch die guten Nachrichten und directen Wünsche meiner Frau aufgefordert und ermuthigt nahm ich noch Leverriers und Milne Edwards Einladung nach Paris an, wo mich aber doch die innere Unruhe über meine Familie bald verdrängte. Hoffentlich hat Valenciennes sich dadurch, daß ich bey Milne Edwards auf dessen dringenden Wunsch, wie Struwe bey Le Verrier, wohnte, nicht | 2rverlezt gefühlt. Mir kamen manche Verhältnisse dort etwas gespannt vor. Durch den Minister Salvandy sollte ich auch dem König vorgestellt werden, doch war keine Zeit dafür festzustellen und da der Minister am Podagra zu Bett lag und der böse Proceß Teste eben abgehandelt wurde, so mußte ich auf diese Ehre, was mir sehr leid that, meiner Zeit halber, verzichten. Aus den Zeitungen vom 6 August erfahre ich daß mir der Orden der Ehrenlegion verliehen worden ist. Noch weiß ich officiell nichts davon, werde mich dann aber wohl bey Seiner Majestät selbst zu bedanken haben. Ich erinnere mich nur daß Milne Edwards mich einmal wie zufällig fragte, ob ich mich wohl zurück gesezt fühlte wenn man mich zu einem weniger hohen Orden als Struve in Vorschlag brächte, da Struve einen Stern in Rußland habe. Ich sagte Ihm daß ich bedauerte diese so große Auszeichnung bei der alle Grade mich ehrten nicht in Paris abwarten zu können | 2vda ich schon über die vorgesezte Zeit abwesend sey und den Zustand meiner Frau für den Aufenthalt derselben in Ostende jedenfalls selbst prüfen müsse, was mich denn auch hinreichend zu entschuldigen schien. Da ich vom Orden keine Notiz nahm, so dankte ich durch einen Besuch dem Herrn Salvandy für seine Absicht mich dem Könige vorzustellen wo ich ihn denn im Bette fand.

Daß ich Arago in der Akademie gesprochen, im Hause aber nicht angetroffen habe und daß ich keinen schlimmen Eindruck von seinem Gesundheits Zustand erhalten habe, habe ich Ihnen wohl schon mündlich mitgetheilt.

Ich hoffte in Paris durch meine persönliche Mittheilung und das Vorzeigen meiner mikroskopischen Präparate doch den durch Dujardin und Bory de Saint Vincent so lange genährten Vorurtheilen die Basis genommen zu haben. Der Darmkanal der Polygastrica (den ich seit 17 Jahren hier beschrieben und gezeigt) machte dort als ganz unglaubliche Neuigkeit besonderes Glück, wie in England die schönen Polycystinen.

Quatrefages ist wohl dort der intensiveste Beobachter. Mit Doyère kam ich alsbald in Discussion über die Resurrection. Da er Tod und Leben für einerley hielt, so verständigten wir uns nicht. Blanchard machte mir recht saubere Injectionen bey Leber- Egeln der Schafe vor, Gefäßsystem und Darmsystem gesondert, die er auch auf Planaren angewendet, was sehr schwierig ist. Egel-Injectionen sind schon mit Quecksilber früher gemacht.

Verehrungsvoll Ehrenberg

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Zitierhinweis

Christian Gottfried Ehrenberg an Alexander von Humboldt. [Berlin], [6. August 1847] , hg. v. Anette Wendt unter Mitarbeit von Eberhard Knobloch und Linda Kirsten. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0016536


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