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Da ich Ihnen, mein Hochverehrtester Herr Baron, neulich von Herrn Beissels Bestätigung des organischen Quarzsandes und von den Zuständen ganzer Schichten einige Andeutung gab, so sende ich Ihnen hierbey   Ehrenberg 1858, 10-40

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die übersichtliche Darstellung aus den Monatsberichten
. Mir will es scheinen als müsse aus diesen Keimen ein Baum werden.

Was die Sicherheit der vulkanischen Mischungen mit dem Leben anlangt, über die Sie mich neulich befragten, so kann wer | 1vdem Leben eine secundäre Stelle anweist und Fremdes in die Definition mischt oder diese nicht präcisiert, sorglich jede einzelne der für solche Mischung sprechenden Beobachtungen als nicht scharf beweisend ansehen, aber das übersichtliche Zusammenfassen der betreffenden Erscheinungen scheint mir doch nothwendig und zur Beachtung zwingend. Was die gefritteten Formen anlangt welche meist dabey (und durch Verglasen allemal) unkenntlich oder sehr schwer kenntlich werden, so imponirt mir am meisten das große patagonische Tuffgebieth der Ostküste aus Darwin und meinen Analysen. Der Bimstein Einschluß in der Bombe vom Kammerbühl klingt mehr schlagend als er zwingend ist, tiefes Leben | 2rbey Vulkanen anzunehmen. Die meisten Bomben am Kammerbühl enthalten Glimmerschiefer und Quarz Brocken. So, wird man immer sagen können, kann je ein schon einmal ausgeworfenes Stück Bimstein welches am Craterrand mit anderen Erden in Berührung kam in die flüssige Lava zurückgefallen und schnell umschlossen und wieder ausgeschleudert seyn. Die mit Basalt überlagerten und damit abwechselnden Polygastern Tripel können verschiedene Entwicklungszeiten gehabt haben. Beschränkte gefrittete Lagen können entstanden seyn wie der Marmor aus Kreide in Irland. Das alles läßt sich im Einzelnen zweyfelhaft machen. Der weiße 100 Meilen breite Tuff Patagoniens leidet nicht an dieser Unsicherheit. Ich kann aber auch das Uebrige noch | 2vnicht gewiß geben, so lange die Generatio spontanea nicht erwiesen ist. Allen meinen eigenen Untersuchungen der höchsten Art weicht die leztere aus und die welche Sie annehmen haben sich stets auch die neuesten grobe Blößen in den Methoden und Schlüssen gegeben. Ist aber das Leben primär, so kann man mit dem Übrigen es ruhig abwarten. Das Sammeln der einschlagenden Erscheinungen wird immer engere Kreise ziehen und was sich jezt in unabsehbare Breite verläuft wird später schon ein bequemes Lüftchen werden.

  Schlagintweit 1858, 248

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Am lezten Donnerstag war Doktor Hermann Schlagintweit Lector in der Akademie
. Ich gab nachträglich noch eine Übersicht der aus den Erden des Milum und Ibi Gamin Passes entwickelten Lebensformen, deren Beobachtung ihre für diesen Zweck sehr sorgfältig behandelten Sammlungen möglich machen.

Seit einigen Tagen bin ich in Besitz der sämmtlichen 209 Grundproben | 3rwelche das amerikanische Recognoscirungs Schiff Vincennes Capit. Brooke bey Japan und den Stations Puncten bey Ochotsk und in der Behringsstraße bis zum 72° Nördlicher Breite die tiefsten aus 200 fathoms aufgenommen hat. Es ist sehr Schade, daß auch hier wieder einige Angaben des speciellen Verzeichnisses mit den in kleineren Gläsern befindlichen scheinbar sorgfältig gesammelten Materialien nicht stimmen. Mit wissenschaftlicher Genauigkeit scheinen die Schiffsführer nicht zu Werk zu gehen. Was nicht stimmt muß ich unbeachtet lassen. Im Übrigen ist das Material zur Kenntniß der Meere mit denen ich mich jezt beschäftige sehr einladend.

  Humboldt an Christian Gottfried Ehrenberg. [Berlin], [1. Januar 1858]

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Sie fanden am Jahres Anfange ein übles omen im Freytag.
Mir hat es viel Kummer und Sorge gebracht und fast fortwährende Migräne. Jezt habe ich mich wohl in so weit zurecht gefunden daß ich den Fuß auf dem Nacken der Feinde habe, aber es scheint fast als sey die | 3vParterre Wohnung im Haus der Naturforscher für mich auch kein Glück gewesen zumal wenn ich nicht lange wohnen bleibe, sie mir sehr theuer ist.

Hoffentlich kann ich im nächsten Sommer einen Ausflug an irgend ein Meer machen um wieder leichtes Blut und frischen Muth zu gewinnen. Die colles leucogaei und manche andere Dinge hätte ich gern selbst gesehen.

Sollten Ihnen noch einige Nachweisungen erwünscht seyn, so befehlen Sie über mich.

Möge das hereinbrechende milde Frühjahr alle Leiden von Ihnen fern halten. In herzlicher Verehrung Ihr ganz ergebenster Ehrenberg

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Martius in München schreibt mir „Herrn von Humboldt habe ich eben auch über die   Martius 1858, 8-51, Stevens 6391

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Vocabularia Indianorum
geschrieben, die ich jetzt drucken lasse. Es wäre recht schön wenn Du Ihn bestimmen könntest mir die seinigen abschreiben zu lassen, das wäre mir ein kostbar Denkmal Seiner Gunst.“

Der ärmste klagt sehr über den erschrecklichen Glaspalast in München den Zustrom seines botanischen Gartens.

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Zitierhinweis

Christian Gottfried Ehrenberg an Alexander von Humboldt. [Berlin], [25. März 1858] , hg. v. Anette Wendt unter Mitarbeit von Eberhard Knobloch und Linda Kirsten. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 6 vom 13.10.2020. URL: https://edition-humboldt.de/v6/H0016532


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