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Freitag den 19 Oct. 1848.
In Erwiederung Ihres gestern
Abend angekommenen Brief 253
[Schließen]Briefes wo-
rinn Sie Nachrichten über den wil-
den Weitzen im Orenburger
District wünschen, kann ich Ihnen
nur melden, daß ich auf jener
Route
zwar öfter Pflanzen von
Waitzen und
Roggen ohne Cultur
gesehen habe, aber
es war immer
nur am Wege, so daß ich in den
damals niedergeschriebenen
Ver-
zeichnissen der wilden Pflanzen
sie
nicht erwähnt habe. Auch wa-
ren jene
Getraidepflanzen wie
ich mich recht wohl erinnere den
gewöhnlichen
Cultur-Pflanzen
im Habitus völlig gleich. Wäre
die Identität erst durch
Detail–
| 1vStudium zu ermitteln gewesen und
der Habitus
abweichend, so läge die
Gleichheit näher. Von
Unleserliche Stelle (1 Wort)
[...]
über der ZeileCarotin
er-
hielt ich ein Secale aus der Kirgisen-
steppe, es ist aber
Secale fragile wel-
ches einen niedrigen Schaft hat und
von Marschall Bieberstein als Mut-
terpflanze des
S. cereale früher ange-
sprochen
dann verworfen wurde.
Link hat zwar, weil
Olivier und
Michaux darinn übereinstimmen,
daß Spelt in Persien wild wachse
dieses Vaterland neuerlich als das
wahrscheinlichere anerkannt, allein
ich weiß daß Achille Richard die
Michaux’sche
Pflanze deshalb nicht
für beweisend hält, weil kein
Zettel dabey liegt, der
ausdrück-
lich sagt, daß sie wild gefunden
sey.
| 2v
Ich fürchte, daß dieses schwierige
Kapitel nicht zu lösen ist. Oenothe-
ra biennis, Erigeron
canadensis und die
durch Herrn Alexander v.
Humboldt
mitgebrachte Galinsogea
parviflora
der berliner Äcker sehen so ächt
einheimisch aus, daß ohne geschicht-
liche
Mahnung, das Urtheil unrett-
bar in ein
unrichtiges Geleis
kommt.
Dieß ist es was ich in der ge-
wünschten Eile
Ihnen darüber sagen
könnte.
Reinhold Forster’s Notiz ist mir
bisher nicht
bekannt gewesen[.] Sollte
sie sich wohl auf Hordeum distichon
beziehen? Bei Wildenow steht ha-
bitat ad Samaram.
Eben fällt mir noch ein, daß
Schlechtendal
1828-1882
[Schließen]Koch der Caucasier in den lezten
Heften der Linnaea die Gräser am
| 3rKur und
Euphrat verzeichnet hat und
daß er auch
die Hoffnung tödtet
Hordeum
vulgare sey dort einheimisch.
Er nennt eine dort vorkom-
mende Gerste Hord. spontaneum
und findet in zerbrechlicher Ähre
gerade einen solchen Unterschied
von
H. Zeocriton
L. wie Secale fra-
gile von Sec. cereale abweicht.
Secale cereale will Prof.
Koch im pontischen
Gebirge 5000–6000’
hoch in dürftigen Formen
wirklich
gefunden haben an Feld-
rändern in einer Gegend
wo
man den Roggen als Getreide
nicht
kennt. Waitzen sah er nur
cultivirt.
Ihr
dankbar ergebenster Ehrenberg.
Wenn
man Secale fragile in der Steppe bei
Orenburg, Triticum Spelta
aus Persien und Hordeum spontaneum im Schirwanschen Caucasus als nächste
Formen tiefer kennt, so
kann man
fraglich
unter der Zeilefreilich
wohl alles Übrige der Cultur
überlassen.
| 3v
Schade,
daß Koch dazu sagt:
Ganz dieselben dünnen
und kleinen Ährchen
erhielt ich auch von Thiele in Brussa,
der
ihn wenn ich nicht irre, auf dem
Olymp
gesammelt hat.
Donnerstag
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