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Anmerkung des Autors (am oberen Rand) Num̅er. 1. Anmerkung des Empfängers (am oberen Rand) Der erste Kommentar Linda MartinAuszüge dieses Briefes wurden 1855 in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde veröffentlicht. Vgl. Schlagintweit, A. 1855.
[Schließen]Brief der Gebrüder Schlagintweit nach ihrer Ankunft in Ostindien.AHumboldt 5. Januar 1855
Bombay, den 10. November 1854.
Seiner ExcellenzBaron Alexander von Humboldt
et cetera et cetera et cetera
Verehrteste Excellenz!
Nach einer Kommentar Linda Martin
Die Brüder Hermann, Adolph und
Robert Schlagintweit bestiegen
am 20. September 1854 in Southampton den Dampfer Indus.
Ende September landeten sie kurzzeitig auf der Insel Malta an, bevor im Nildelta von Bord gingen. Die Brüder
reisten anschließend von Alexandria über Kairo nach Suez
und von dort mit dem Dampfer Oriental nach
Aden, wo sie auf die Auckland umstiegen. Am 26. Oktober 1854
erreichten die Reisenden die indische Hafenstadt Bombay. Vgl. zu den Reiseetappen Gugger 2015.
[Schließen]schönen glücklichen Seereise kamen wir am 26. Oktober hier in Bombay an. Wir waren in den ersten Tagen so beschäftigt, daß wir beiden
die erste Post, die kurz nach unserer Ankunft abging, versäumen mußten und erst jetzt mit der Post, die
Bombay am 14. November verläßt, im Stande sind Ihnen einige Nachrichten
mitzutheilen.
der Seereise mitzutheilen, Nota Bene Anmerkung des Autors
(am oberen Rand)
Nota Bene Wir konnten leider vor Abgang der Post keine zweite
Abschrift mehr für Sie erhalten. Eine vollständige Copie
ist in dem Briefe an Seine Majestät den König eingeschlossen, den wir gleichzeitig abgeschickt
haben.
welches wir Kommentar Linda Martin
Die Brüder Schlagintweit unterstanden
während der gesamten Reise der Britischen East
India Company, da diese einen Großteil dieser finanzierte.
Sie waren einer regelmäßigen Berichterstattung an das East India House verpflichtet. Vgl. das
Memorandum des Sekretärs der Gesellschaft J. D.
Dickinson „Advising the terms of his [Adolphe’s]
engagement for the continuance of the Magnetical Survey of India“, BL,
London, India Office Records, E/1/300, Nr. 1715. Zitiert nach Brescius 2015.
[Schließen]gleichzeitig an
die Directoren der ostindischen
Compagnie
abgeschickt haben. Wir müssen sehr um Entschuldigung bitten, daß dieser Bericht
englisch abgefaßt ist; aber wir hatten unmöglich mehr Zeit ihn selbst
deutsch abzuschreiben. Wir waren so glücklich alle drei von der
Seekrankheit fast völlig unberührt geblieben, so daß wir uns ungestört
unseren Beobachtungen widmen konnten. | 7v Sie würden uns sehr
verbinden, wenn Sie uns die Ehre erzeigen könnten, dem Könige unseren Bericht zur Ansicht
vorzulegen, und ihn dan̅ vielleicht der Akademie zu übersenden. Es wäre für uns von großer
Wichtigkeit wenn die Akademie uns die Ehre erzeigen könnte vielleicht
einen Kommentar Linda Martin
In den Jahren 1836–1855 gab die
Königlich Preußische Akademie zu
Berlin den Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten
Verhandlungen der Königlich
Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin heraus. Vgl. Schlagintweit 1855.
[Schließen]Theil des Berichtes in den Monatsberichten zu drucken, da die Kommentar Linda Martin
Der Court of
Directors bezeichnete das aus 24 Direktoren bestehende
Leitungsgremium der East India
Company.
[Schließen]Directoren es jedenfalls sehr günstig aufnehmen würden, wenn sie sehen,
daß man auch außer England unseren
Beobachtungen in Indien eine gütige
Theilnahme schenkt.
Während der Reise von England nach Bombay zogen die verschiedenen Bilder und Eindrücke so rasch an uns vorbei, daß uns jetzt das Ganze fast wie ein großes herrliches Panorama erscheint, welchessich vor dem Reisenden aufrollt. Dieses Gefühl wird noch ganz besonders dadurch erhöht, daß man die Küsten und Inseln im̅er nur in einiger Entfernung unerreichbar vor sich liegen sieht und, wie auf einem | 8r Gemälde ihre geologische Structur, die Natur der Felsarten nur aus den äußeren Formen annäherungsweise enträthseln; und nicht in der Nähe untersuchen kann.
Wir verliessen Southampton am 20. September mit dem Dampfschiffe Indus; nach einer sehr schönen Ansicht der spanischen Küste bei Cap Finisterre und Cintra kamen wir Abends am Vom Schreiber ausgelassen September in Gibraltar an. Bei dem schönsten Wetter durchfuhren wir das mittelländische Meer sahen die Inseln Galita und Pantellaria und landeten in Malta 30. September Abends. Es blieb uns hier Son̅tag Morgens gerade Zeit genug um mit Hülfe einiger Freunde eine ziemlich characteristische Sam̅lung der schönen Versteinerungen aus dem tertiären Kalksteine ( [...] oder theilweise [...] ) der Insel Malta zusa̅menzubringen.
5. Oktober
Morgens kamen wir in Alexandrien
an. Es warteten unser am Ufer eine große Anzahl schwarzer Lastträger aus
allen Theilen Ägyptens, Kamele und so weiter, die mit anerkennenswerther Energie die vorgefundene Masse
von Gepäck, von Brief- und Geldkisten, sogleich weiter beförderten. Wir bedauerten | 8v unendlich, daß es uns nicht möglich war, in Ägypten ungefähr 14 Tage zu verweilen, aber
da eben jetzt die gute Zeit für Reisen in Indien
beginnt, so konnten wir unsere Ankunft in Indien unmöglich verzögern. Wir verliessen daher mit
einem Zuge der Kommentar Linda Martin
Die britischen Behörden strebten
durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes eine Erschließung des afrikanischen Kontinents an. Ein erster
Teilabschnitt der neuen Bahnstrecke führte ab 1854 von Alexandria nach Kairo. Vgl. Sandwith 1910, 430.
[Schließen]neu eröffneten Eisenbahn
schon nach wenigen Stunden Alexandrien. Der Anblick der ägyptischen Delta-ebene
von der Eisenbahn aus war sehr characteristisch und interessant. Einer der schönsten Momente war bei dem großen Orte Damanhour, wo wir des
Abends bei einer raschen Wendung der Bahn eine herrliche Ägyptische Abendlandschaft mit niederen
Hügelzügen in der Ferne, und den
braunen(?) elenden Häusern und
Kuppeln von Damanhour im Vordergrunde
vor uns hatten. In Chafralik
begaben wir uns des Nachts auf den kleinen Nildampfer und des anderen Morgens 10 Uhr langten wir in
Cairo an. Wir hatten sehr große Mühe
bei der raschen Expedition durch Ägypten
Kommentar Linda Martin
Die Brüder Schlagintweit reisten mit
modernen Messinstrumenten, die ihnen von der britischen East India Company zur Verfügung gestellt
wurden. Darunter befanden sich unter anderem einige Magnetometer und ein
Theodolit. Vgl. Reich/Roussanova
2015.
[Schließen]unsere schönen | 9r2).Instrumente vor Unfällen zu schützen. Allein dadurch, daß wir einen eigenen Kommentar Linda Martin
Ein Arabisch sprechender Einwohner,
der sich als Fremdenführer betätigte.
[Schließen]Dragoman zur Begleitung und Überwachung des Gepäckes von Alexandrien bis Suez nahmen und durch die große Rücksicht, welche die
Transitadministration auf unsere
Instrumente nahm, war es uns möglich alles ganz unversehrt nach
Suez zu schaffen. Nachts um 12 Uhr
verliessen wir nach 14 stündigem Aufenthalte Cairo in einem der 2 räderigen Karren mit 6 Sitzen,
in welchen man nach Suez expedirt
wird.
Wir hatten durch besondere Güte einen eigenen Wagen für uns allein erhalten, und wir konnten ihn nach Belieben zum Zwecke unserer Beobachtungen einige Augenblicke anhalten lassen. Bis zur mittleren Station ist der Weg durch die Wüste ziemlich gut hergestellt; erst später fährt man über den bloßen Sand hinweg. Mit dem Sande sind jedoch überall eine große Anzahl kleiner Geschiebe und öfter selbst Blöcke von 10000 bis 20000 Cubic Centimeter Inhalt vermischt, die dem Boden eine ungleich größere Festigkeit verleihen als man anfangs vermuthen würde.
Es sind 16 Poststationen von Cairo bis
Suez, | 9vauf denen
jedesmal 4 Pferde vorgespannt werden; und 4 größere Stationen für Erfrischungen. Nach 18 Stunden kamen wir
in Suez an. Der eigenthümliche,
wirklich großartige Character der Wüste mit den ganz kahlen Bergzügen
im Süden hatte für uns etwas sehr ergreifendes. Wir waren hier ebenso
wie im Nildelta
öfter auf das freudigste überrascht
Landschaftsbilder zu finden die uns auf das lebhafteste an die
wirklich ganz characteristischen Ansichten in Kommentar Linda Martin
Die Forschungsreise Karl Richard Lepsisus’ durch Ägypten, für die sich Humboldt in Berlin unter anderem beim Preußischen Kultusministerium eingesetzt hatte. Vgl.
beispielsweise Humboldt an Kultusminister Friedrich Eichhorn, Berlin, 17. Dezember 1840 (SBB-PK, Nachl. Alexander von Humboldt, kl. Kasten 1a, Nr.
8p).
[Schließen]Lepsius’
Atlas erinnerten. Er steht in Ägypten in sehr frischem gutem Andenken; ich bitte viele
Grüsse von uns zu melden.
Wir sahen in der Wüste eine sehr schöne Mirage, die wir auf einer unserer Zeichnungen wiederzugeben suchten. Der größte Theil des Wüstensandes scheint wohl aus den leicht zerstörbaren tertiären Bildungen zu stam̅en, welche am Saume der Wüste in großen Massen anstehen. Die Wüste ist eine entschiedene Meeresbildung, wir waren so glücklich etwas im Süden der Station 12, der letzten Erfrischungsstation, eine Reihe ganz deutlicher Meeresstrandlininien circa Foot: Fuß (Großbritannien), 200 Foot entsprechen 60,96 m200 Fuß über dem Meere (ich kann die Höhe aus unseren Beobachtungen | 10rim Augenblicke unmöglich genau berechnen) aufzufinden, mit zahlreichen Meeresmuscheln, Ostrea, Cardium, Cidaris, Cyprea, die specifisch sich von den entsprechenden Arten, die ich in Suez aus dem rothen Meere erhielt, nicht zu unterscheiden scheinen. Wir verliessen Suez am 8. Oktober nachmittags 3 Uhr mit dem Dampfer der Peninsular und Oriental Company „Oriental“.
Am rothen Meere war es in der That
sehr warm; das Maximum im Schatten war 35,7°
Celsius; wir fühlten jedoch die Hitze nicht sehr unangenehm; das
Meer war ungewöhnlich ruhig; Von
Zeit zu Zeit erblickten wir einige Inseln und Küstenstreifen aus weissen kahlen Felsenbergen gebildet, bis wir am 14.
Oktober Abends 9 Uhr in Aden ankamen.
Wir mußten hier aus dem „Oriental“ der nach Ceylon ging auf die Kriegsfregatte der ostindischen
Compagnie „Auckland“ überschiffen, auf welche für 10
Passagiere in der That ungemein wenig Platz vorhanden war. Des
folgenden Tages um 9 Uhr verliessen wir Aden
und nach einer interessanten aber etwas langsamen Fahrt kamen wir am 26. Oktober Abends
11 Uhr hier in Bombay an. | 10vWir wurden hier von allen Seiten auf das freundlichste aufgenom̅en. Wir hatten bereits Gelegenheit von der Insel und
ihren Umgebungen sehr viel zu sehen und wir werden uns erlauben Kommentar Linda Martin
Vgl. das Schreiben von Adolph, Hermann und Robert
Schlagintweit an Friedrich
Wilhelm IV., Bombay, 14. November 1854, BSB,
Schlagintweitiana II.1.43.14.
[Schließen]mit der nächsten Post (in 14 Tagen) Ihnen einige Resultate
unserer Beobachtungen mitzutheilen. Wir wohnen hier in dem hübschen Landhause des
Hamburgischen Consuls Herrn Ventz,
der wahrscheinlich die Ehre haben wird bei einer kurzen Reise nach
Deutschland im Mai des nächsten
Jahres Sie in Berlin zu besuchen und mündlich einige Nachrichten von uns mitzutheilen. Wir denken
in ungefähr 14 Tagen von hier wegzufahren; und auf 2 verschiedenen Wegen über Mahabaleshwar, einer der höchsten Punkte auf dieser Seite
Indiens, und
Poonah die Kette der Ghants zu übersteigen, ein Weg der für uns in
geologischer Beziehung das höchste Interesse bietet. Gegenwärtig ist
| 11r3) es hier in der That nicht sehr
unangenehm heiß, und wir sehen jetzt der kühlen Saison entgegen, die uns für unsere
Beobachtungen während der Reise sehr nützlich sein wird.
Wir haben während der Reise von England bis hieher
versucht, eine Reihe der interessantesten Punkte, welchen wir
begegneten, zu zeichnen. Das kleine Album, welches auf diese Weise
entstanden ist, geht mit dieser
Post
an Colonel Sykes nach England ab Anmerkung des Autors
(am linken Rand)
Nota Bene Geht erst in 14 Tagen ab., der nach wenigen Tagen
Ihnen dasselbe nach Berlin übersenden
wird. Wir wären Ihnen sehr verbunden, we̅n Sie mit gewohnter Güte
Gelegenheit finden könnten es
Seiner Majestät dem Könige, dem wir so unendlich zu Danke
verpflichtet sind, als einen kleinen Beweis unserer schwachen Bestrebungen vorzulegen. Es wäre wohl das Beste we̅n
Herr von Olfers, dem wir einige Zeilen
schicken werden, die Güte haben könnte, diese
Zeichnungen deren wir später sehr nothwendig bedürfen, bis zu unserer
Rückkunft im Kommentar Linda Martin
Wohl das Neue
Museum, das Ethnographika präsentierte. Ignaz von Olfers stand diesem als
Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin vor. Vgl. das nicht näher datierte Schreiben von
Humboldt an Ignaz von Olfers, wohl
aus dem Jahr 1855, Humboldt
1913, 189.
[Schließen]Museum für uns aufzubewahren. | 11vIhrem erfahrenen Rathe folgend,
haben wir gesucht, so sehr es uns auf dem Schiffe möglich war, auf den
Erläuterungsblättern verschiedene Bemerkungen und numerische Data in Bezug auf die Zeichnungen
zusam̅enzudrängen.
Für Kommentar Linda Martin
Wahrscheinlich das
Empfehlungsschreiben Humboldts vom 1. September 1854 an Mountstuart Elphinstone. Vgl. die
Erwähnung dieses Briefes: Elphinstone an Humboldt, Bombay, 31. Dezember 1854, BSB
München, Schlagintweitiana II.1.43, Bl. 27.
[Schließen]Ihren
Brief
an Lord
Elphinstoneder sich sehr darüber erfreut fühlte und
nächstens antworten wird, sind wir Ihnen ungemein verbunden. Es weiß
hier Jederma̅n ebenso gut wie in England, daß Euer Excellenz allein die Veranlassung
zu unserer Reise nach Indien gewesen sind. Wen̅ Sie uns vielleicht
einmal mit ein Paar Zeilen erfreuen sollten, bitten wir Sie dieselben an die Königliche Gesandtschaft nach London
zur Weiterbeförderung zu übersenden.
Adresse
Madras, wo wir Mitte Februar
spätestens abgehen.
Meine Brüder Hermann und Robert lassen sich mit dem Ausdrucke ihrer dankbarsten Verehrung Ihnen bestens empfehlen.
Ich habe die Ehre zu sein in aufrichtigster Verehrung Euer Excellenz dankbarst ergebener Adolph Schlagintweit.Die Erstellung der Datenbestände der edition humboldt digital ist ein fortlaufender Prozess. Umfang und Genauigkeit der Daten wachsen mit dem Voranschreiten des Vorhabens. Ergänzungen, Berichtigungen und Fehlermeldungen werden dankbar entgegengenommen. Bitte schreiben Sie an edition-humboldt@bbaw.de.
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