| 3rsehr bequem ist. Ein 7 oder 8 Monath ist so ein Leben erträglich, aber nach diesen sehnt man sich auch nach einem freieren Wirkungskreise. An Umgang, nemlich Zusammenessen nennt man hier Umgang, fehlt es mir bei dem allen nicht. Ich bin in allen Cirklen, in den bürgerlichen und adelichen, die sich nach der löblichen Indianischen Methode hübsch kastenmäßig von einander getrennt haben. Da aber hier alles Karten spielt, so besuche ich keine Gesellschaft vor dem Abendessen, wo denn der physische Genuß freilich sehr groß ist. So viel man am Rhein auch immer über Adelsstolz klagen mag, so möchte ich doch behaupten, daß der Uebermuth des hiesigen Bentinckischen (nicht Schimmelman̅ischen) Cirkels jenen weit übertrift. Die Vernunft unserer westlichen Nachbarn wird dieses Jahrhundert überleben, aber Deutschland wird noch lange anstaunen, prüfen, vorbereiten — und den entscheidenden Augenblik versäumen. Ist Ihnen die Berlinische Monathsschrift und Herrn von Rhamdors Verteidigung des Adels in die Hände gefallen? Ich kann dem nichts als Plattners Dedication an den Kurfürsten vor der Neuen Anthropologie entgegenstellen! Von einem Leipziger Professor ließ sich so etwas erwarten. Plattner kennt nur zwei Wege, entweder in den Stand der Natur zurüktreten, à la Rousseau auf allen Vieren gehen, und wie die Philosophen im Luzian Erdschwämme suchen, oder unter den Ministern eines Kurfürsten von Sachsen zu stehen, das

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Zitierhinweis

Alexander von Humboldt an Samuel Thomas Soemmerring. Hamburg, 28. Januar und 20. Februar 1791, hg. v. Ulrich Päßler unter Mitarbeit von Klaus Gerlach und Ingo Schwarz. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0002656. Folio: https://edition-humboldt.de/v9/H0002656/3r


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