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über der Zeilewar ich beschäftigt, als auf einmal das
Directorium den heroischen Entschluß faßt, nicht
den 75 jährigen Bougainville sondern den Cap. Baudin eine Reise um die
Welt machen zu lassen.
Ich höre von diesem
arrêté
nicht eher, als auch schon
das Gouvernement mich einladen läßt, mich auf
dem Volcan, einer der 3 Corvetten
einzuschiffen. Alle National-Samlungen
wurden mir geöfnet, um von Instrumenten
zu sammeln, was ich wollte. Bei der
Wahl der Naturalisten, bei allem was
die Ausrüstung betraf wurde ich um
Rath befragt. Viele meiner Freunde waren
unzufrieden damit, mich den
Gefahren einer 5 jährigen Seereise ausgesezt zu sehen,
aber mein Entschluß
stand eisern fest u ich würde mich selbst verachtet haben, wenn
ich eine solche
Gelegenheit nüzlich zu sein, versäumt hätte. Die Schiffe waren
bemastet.
Bougainville wollte mir seinen 14
jährigen Sohn anvertrauen, damit er
sich früh an die Gefahren des Seelebens gewöhnte. Die Wahl der innerhalb der Zeileunserer Gefährten
war vortreflich, lauter junge, kenntnißvolle, kräftige
Menschen. Wie scharf jeder
den anderen ins Auge faßte, wenn er ihn zum
ersten Male sah. Vorher fremd
u dann so viele Jahre lang einander so nahe. Das 1ste Jahr sollten wir
in Paraguaÿ,
u im Patagonenlande, das 2te in
Peru, Chili, Mexiko
u
Californien, das 3te
im Südmeer, das 4te in Madagascar
u das 5te in Guinea zubringen.
Mein Bruder
u
meine Schwägerin wollten mich bis in den
Havre begleiten. Wir waren
alle
mit der Idee so vertraut, daß diese Abreise uns ein Fest schien. Welch ein
unnennbarer Schmerz, als in 14 Tagen, alle[,] alle diese Hofnungen scheiterten. Elende
Livres tournois: Münzeinheit (Frankreich)300000 livres
u der nahe gefürchtete Ausbruch des Krieges waren die Ursachen. Mein
persönlicher Einfluß bei François de
Neufchâteau, der mir sehr wohl will, alle Trieb-
federn waren umsonst. In Paris, das von dieser Reise voll gewesen war,
glaubte man
uns abgesegelt. Das directorium sezte durch ein 2tes arrêté die
Abreise bis
zum künftigen Jahre (??) aus. Eine solche Lage, ein solcher
Schmerz läßt sich nur
fühlen. Aber Männer müssen handeln, u sich nicht dem Schmerz überlassen. Ich
faßte nun den Entschluß
der egÿptischen Armee auf dem Landwege mit der Cara-
vane die von Tripolis
durch die Wüste Selimar nach Cairo geht zu folgen.
Ich gesellte einen der
jungen Leute der mit zur Reise um die Welt bestim̅t war,
Bonpland, einen sehr
guten Botanisten, den besten Schüler von Jussieu
u
Desfontaines mir zu. Er hat auf der
Flotte gedient, ist sehr stämmig, muthig,
gutmüthig, u in der anatomia comparata geschikt. Wir eilten nach Marseille um
von dort aus mit dem Schwedischen
Consul Sköldebrand auf einer Fregatte,
welche
Geschenke führte, abzugehen. Ich wollte den Winter in Alger
u dem Atlas
zubringen, wo in der Provinz Constantine (laut Desfontaines) noch ein 400 neue
species zu finden sind, von
da wollte ich über Suffetula, Tunis, Tripoli
auf der Caravana [sic], welche nach Mecka geht, zu
Buonaparte stoßen. 2 Monathe
lang
harrten wir vergeblich[.] Unsere Koffer mußten
gepakt bleiben u wir lie-
fen täglich ans Ufer. Die
Fregatte Jaramas, welche uns führen sollte, ging
unter. Alle Manschaft
ersoff. Einige meiner Freunde, welche mich schon einge-
schift glaubten, hat diese Nachricht sehr erschrekt. Ich
miethete, durch das lange
Harren nicht abgeschrekt, einen Ragusaner der uns
directe nach Tunis führen
sollte. Die Municipilatät [sic] zu Marseille aber,
wahrscheinlich schon unterrichtet
von den Stürmen welche bald in der
Berberei gegen alle Franzosen zus innerhalb der Zeileaus-
brechen sollten, verweigerte die Pässe. Bald darauf kam die Nachricht an, daß
der Dey von Alger die Caravane nach
Mekka nicht abgehen lassen wolle, da-
mit sie nicht durch das von Christen
verunreinigte Egÿpten gehe – nun war alle
Hofnung nach Cairo zur Armee zu
stoßen dahin. Zur See war alle
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