Für dieses Dokument liegen keine Faksimiles vor. | 6rzu fürchten. Der jezige Padre Guardian der Missionen Fray
Juaquin Marquez ein wakkerer Mönch mit dem ich in genauer
Freundschaft gelebt, hat das Projekt sehr unterstüzt. Ich habe an manchen
Orten Instrumente gelassen u wir dürfen hoffen bald über diesen
finstern, unbekannten Theil der Welt, über den alle Karten erlogen
sind, einiges Licht zu erhalten.

Wenn ich an die Zeit zurükdenke, wo ich Dir Hordeum murinum
zu bestim̅en brachte, wenn ich mich erinnere, daß das botanische Stu-
dium mehr als meine Reise mit Forster, den Trieb in mir rege
machte, die Tropenwelt zu besuchen – wenn ich an innerhalb der Zeilein meiner Phantasie
die Rehberge, die Panke, und die Katarakte von Atures, ein
Haus von China (Cinchone alba) in dem ich lange gewohnt[,] verei-
nige – so kom̅t mir das alles oft [wie] ein Traum vor! Wie
viele Schwierigkeit habe ich überwunden! Vergeblich auf Baudins
Reise um die Welt gewar[t]et, dann Egypten und Algier um einen
Schritt nahe, dann in SüdAmerika u nun wieder in der
Hofnung Baudin u Michaux in der Südsee zu finden –
Wie wunderbar ist ein Menschenleben verkettet. Träume ich mir dann
bisweilen ein glükliches Ende dieser gefahrvollen Irrfahrt, träume ich
mich an die Ekke der Friedrichsstraße in Dein altes Zimmer, Deinem
Herzen immer gleich nahe, mache ich mir diese Bilder recht lebhaft,
o dann wäre ich im Stande das Ende dieser Reise früher heranzu
rükken, u zu vergessen, daß in großen Unternehmungen die
kalte Vernunft u nicht die Neigung den Entschluß leiten soll.
Eine innere Stim̅e sagt mir, daß wir uns wieder sehen.

Grüße Dein liebes Weib, die Schwiegermutter herzlich, umarme  Willdenows Söhne Carl Wilhelm und Johann Carl.

 [Schließen]
die Klei-
nen
u vor allem den Freund Hermes, der mich wohl nicht ganz ver-
gessen hat. Von Jacquin u van der Schott, den ich so sehr
liebe, habe ich nie eine Antwort erhalten können. Wann wird dieser
entsezliche Krieg enden, der alles innerhalb der Zeilealle Verbindung hindert. Seit
Merz 1800 hat hier niemand Briefe aus Spanien. Lebe wohl, mein
theuer Willdenow u rufe mein Andenken in der Versamlung unserer
vortreflichen Freunde, bei Klaproth, Karsten, Zöllner, Hermbstedt, Bode[,]
Herz … zurük.

Mit brüderlicher Liebe
Dein
alter Schüler
Alex. Humboldt

meine sicheren Adressen in Spanien
sind: Mr. de H. à Madrid
chez Mr. le Baron de Forell Casa de
Saxonia.

Tausend Empfehlungen an Herrn Kunth[,] den Du
wohl aufsuchst[,] wenn Du diesen Brief erhälst.
Sage diesem alten Freunde, daß ich meinem Entschlusse
getreu, jeder Gelegenheit nur 1 Brief anzuvertrauen
ihm heute mit einem anderen Schiffe ebenfalls geschrie-
ben.

Die Erstellung der Datenbestände der edition humboldt digital ist ein fortlaufender Prozess. Umfang und Genauigkeit der Daten wachsen mit dem Voranschreiten des Vorhabens. Ergänzungen, Berichtigungen und Fehlermeldungen werden dankbar entgegengenommen. Bitte schreiben Sie an edition-humboldt@bbaw.de.

Zitierhinweis

Alexander von Humboldt an Karl Ludwig Willdenow. Havanna, 21. Februar 1801, hg. v. Ulrich Päßler unter Mitarbeit von Klaus Gerlach und Ingo Schwarz. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0001181. Folio: https://edition-humboldt.de/v9/H0001181/6r


Download

 Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen

Kanonische URLDieser Link führt stets auf die aktuelle Version.

Dokument: https://edition-humboldt.de/H0001181
Folio: https://edition-humboldt.de/H0001181/6r