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Anmerkung des Autors (am oberen Rand) Lies die Einlagen, mein Lieber, und betreibe die Bitte von Cuvier. Mein theurer Willdenow! Mit unendlichem Schmerze habe ich erfahren, daß Du von einer schweren Krankheit erstanden bist. Vielleicht hat das Gerücht die Gefahr verschlimmert, doch sind alle die Dich lieben, unendlich bekümmert um Dich und die theuren Deinen. Es ist unmöglich Euch lange nahe gewesen zu sein, ohne mit Zärtlichkeit an die Tage des Zusammenlebens zu denken. Ich darf wohl Desfontaines, Corea , Bonpland, Dupetit Thouars, Turpin, Gay, Lamarck, Jussieu, Berthollet, Malus.. ....nennen. Nie hat ein Reisender solche Theilnahme zurükgelassen, nie hat er sie aber auch so verdient. Mit Wehmut, theurer Willdenow, denke ich an die Lage Deiner guten, lieben Gattin und des treflichen Wilhelms. Doch Du bist genesen und wir können uns alle Glükwünschen. Ich lebe mein altes, treibendes Wesen fort, viel Bewegung und guter Wille und wenig Genuß. Der Arm ist gar schlimm und stumpf. Ich bewohne jezt oft die vieille Estrapade, die kleine Wohnung unten. Das Zimmer, die Treppe – alles erinnert an Euch. Ich reise diese Nacht nach Wien; eine Reise von 6 Wochen. Die Buchhändler sind des Teufels über meine Abwesenheiten aber ich habe in 6 Jahren meinen Bruder nicht gesehen, | 1v ich bin Anfang Dezember wieder hier. Auch fürchte ich die bald eintretende Kälte. Deine Comissionen von Büchern habe ich auf zwei Wegen gemacht, aber harre noch immer. Aber, überböser, der Du den Brown Nova Hollandia entführt hast, ohne es mir zu sagen. Es wäre ja besser gewesen, ich hätte Bonpland vorbereiten können. Ich habe alles auf Zufall geschoben. Schikke uns ja bald den   Brown 1810a.

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Brown
zurük: ich habe hier keinen erhaschen können. Deine Krankheit wird Deine Arbeiten unterbrochen haben. Ich eile nie, aber dankbar werde ich im Winter etwas von Dir empfangen. Schreibe nur hieher und nicht nach Wien, denn kein Brief trift mich dort. Innigen Dank für die schöne Baumzucht. Die Vignette ist gar hüpsch, das Buch bedarf meines Lobes nicht. Der Mann zu Pferde, der Kaiser, Hayne? Frauvon Berg, die reitende Mutter, hätte sich besser ausgenommen. Die  „Dem Herrn Freiherrn F. A. von Humboldt. Ritter des grossen rothen Adler-Ordens dritter Klasse, Königl. Preussischem Kammerherrn, mehrerer Akademien und Societäten Mitglied, zum Beweise seiner unbegrenzten Hochachtung zugeignet.“

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Dedication
macht mir immer neue Freude. Gay und seine Frau grüßen Euch innigst. Wir sind immer schwanger und haben wieder ein Mädchen gehabt. Jezt fühlen wir nichts. Mit alter, dankbarster, innigster Liebe.

Dein Dich brüderlich liebender

Alex Humboldt

Paris

den 10. Oktober

1811.

Innige Umarmungen (so ist es erlaubt) an die theure Gattin und Wilhelm und Schlechtenthal.

J’ai appris avec une peine extrême que vous avez fait une maladie dangereuse. Maintenant que vous êtes retabli soignez, aussi bien, votre santé que vos plantes. Vous seriez bien aimable de m’envoyer le Bocconia | 2r Cordata promis depuis si long-tems; d’y joindre des bulbes des nymphæ que vous cultivez ainsi que d’autres plantes que vous savez ne pas existent à Malmaison. L’Impératrice qui voit souvent votre nom sur les listes de ceux à qui elle donne la Malmaison et les liliacées serait bien aisé, j’en suis sûre, de voir que vous cherchez à augmenter ses richesses. Si vous envoyez quelque chose faites une caisse qui ne surpasse pas deux pieds en longeur et qui ait une largeur et une hauteur proportionée et envoyez-la par la poste – au Directeur des postes de Strasbourg. Vous Mettrez sur l’adresse

À Monsieur le Comte de la Valette Directeur général des postes de l’Empereur français à Paris

Plantes vivantes pour Sa Majesté L’Impératrice Joséphine

Si parmi les plantes que vous avez vues à Malmaison il en est quelques unes que vous deseriez marquez-les moi et je verrai à vous en faire l’envoi. Assez parlé de plantes, rapellez-moi au souvenir de Madame Willdenow et du grand William ainsi qu’à celui de Messieurs Schlechtendalia et à l’aimable Monsieur qui cultive si bien vos plantes.

tout à vous Bonpland

j’attends avec impatience la fin de votre travail pour avoir mes manuscripts.

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Zitierhinweis

Alexander von Humboldt an Karl Ludwig Willdenow. Paris, 10. Oktober 1811, hg. v. Ulrich Päßler unter Mitarbeit von Klaus Gerlach und Ingo Schwarz. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 9 vom 04.07.2023. URL: https://edition-humboldt.de/v9/H0006054


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